Leichenfunde an der iranisch-afghanischen Grenze

Leichenfunde an der Grenze zwischen Iran und Afghanistan sorgen für diplomatische Spannungen zwischen den beiden Ländern.

Am Donnerstag meldeten Behörden der afghanischen Provinz Herat, dass erneut 12 Tote aus dem Grenzfluss Hari-Rud geborgen worden seien. Somit seien bislang insgesamt 17 Leichen gefunden worden, sagte der Gouverneur von Gulran in der Provinz Herat, Abdul Ghani Noori, am Donnerstag.

Die Unabhängige Menschenrechtskommission Afghanistans AIHRC hatte bereits am vergangenen Sonntag über den Vorfall berichtet. Nach Aussagen der örtlichen afghanischen Behörden sowie von Augenzeugen soll die iranische Grenzpolizei demnach am 1. Mai etwa 50 afghanische Tagelöhner, die die Grenze zum Iran übertreten wollten, festgenommen haben. Die Beamten hätten die Männer misshandelt und in den Grenzfluss Hari-Rud Richtung Afghanistan getrieben. Die Strömung habe dann einige mitgerissen, berichteten Überlebende der AIHRC.

Nach manchen Medienberichten sollen iranische Grenzbeamte im Mai 45 Afghanen beim Grenzübergang getötet haben.

Nach jeder Aktion gegen afghanische Flüchtlinge im Iran gibt es spontane Gegenaktionen seitens der jungen Iraner - Foto: "Ich bin ein Afghane", "Rassismus verboten"!
Nach jeder Aktion gegen afghanische Flüchtlinge im Iran gibt es spontane Gegenaktionen seitens der jungen Iraner – Foto: „Ich bin ein Afghane“, „Rassismus verboten“!

Reaktionen aus Afghanistan

Der Sprecher des afghanischen Außenministeriums, Sediq Sediqqi, nannte die Vorfälle am Mittwoch auf Twitter „bestialische und unmenschliche Taten“ und ein „unverzeihliches Verbrechen“. Er versprach akribische Untersuchungen.

„Eines Tages werden wir das heimzahlen“, twitterte der Gouverneur der Provinz Herat, Vahid Qatali am vergangenen Sonntag.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Abbas Moussavi, wies die Vorwürfe am Mittwoch „vehement“ zurück. Sein Land habe sich bereit erklärt, an Untersuchungen des Vorfalls teilzunehmen, erklärte Moussavi auf einer Pressekonferenz in Teheran.

Die USA seien von dem Zwischenfall entsetzt, sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Auch die EU-Delegation in Afghanistan hat umfassende Untersuchungen verlangt.

Offiziellen Angaben zufolge leben und arbeiten etwa 2,5 Millionen afghanische Bürger*innen legal und illegal im Iran; hauptsächlich Kriegsflüchtlinge. Es gibt immer wieder Berichte über Misshandlungen und Rechtlosigkeit, denen sie ausgesetzt sind. (IA)

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