Zweiter Wahlgang der Präsidentschaftswahlen im Iran
Der zweite Wahlgang der 14. Präsidentschaftswahlen der Islamischen Republik Iran hat am heutigen Freitag um 8 Uhr morgens Ortszeit begonnen und dauerte bis Mitternacht an. Der erste Wahlgang hatte am 28. Juni keinen eindeutigen Sieger hervorgebracht. Daher treten die beiden führenden Kandidaten, Massoud Pezeshkian und Saeed Jalili, in einer Stichwahl gegeneinander an.
Laut staatlichen Medien ist die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang höher als im ersten. Ali Khamenei, der Oberste Führer der Islamischen Republik, gab seine Stimme in den frühen Stunden der Wahl ab und äußerte die Hoffnung, dass die Beteiligung höher sein würde als im ersten Wahlgang. Dort hatte die Wahlbeteiligung bei 40 Prozent gelegen, was die niedrigste Beteiligung in der Geschichte der Präsidentschaftswahlen der Islamischen Republik darstellt.
Khamenei hatte am Mittwoch vor dem zweiten Wahlgang erklärt, dass die Beteiligung im ersten Wahlgang „niedriger als erwartet“ gewesen sei, und eine höhere Beteiligung im zweiten Wahlgang gefordert. Er sagte jedoch: „Wenn jemand denkt, dass diejenigen, die nicht gewählt haben, gegen das System sind, irrt er sich gewaltig.“
Die staatliche Nachrichtenagentur Mehr, die den Revolutionsgarden nahesteht, berichtete, dass die Beteiligung bis 20:25 Uhr bei über 40 Prozent lag. Die Nachrichtenagentur Tasnim, ebenfalls den Revolutionsgarden nahestehend, meldete eine Beteiligung von 43 Prozent bis 21 Uhr. Das staatliche Fernsehen berichtete, dass die Beteiligung bis 22:30 Uhr 47 Prozent erreicht habe.
Massoud Pezeshkian, der Kandidat der Reformer, erhielt im ersten Wahlgang 10.415.991 und damit 42 Prozent der Stimmen. Saeed Jalili, ein konservativer Kandidat, erhielt 9.473.298 Stimmen, 38 Prozent. Der dritte Kandidat, Mohammad Bagher Ghalibaf, der ebenfalls konservativ ist, erhielt mit über 3 Millionen Stimmen 13 Prozent und erklärte seine Unterstützung für Jalili im zweiten Wahlgang.
Die Wahl fand unter erhöhter Aufmerksamkeit statt. Mohammad Mokhber, kommissarisch amtierender Präsident des Iran, betonte die Bemühungen der Regierung, faire Wahlen zu gewährleisten. Der frühere Präsident und Anführer der Reformbewegung, Mohammad Khatami, gab seine Stimme in der Hoseiniyeh-Jamaran-Moschee ab, wo er von Unterstützern empfangen wurde.
Im ersten Wahlgang hatten sich zahlreiche Gegner*innen des iranischen Regimes in verschiedenen Ländern vor den Botschaften der Islamischen Republik versammelt, was zu einigen Auseinandersetzungen mit Wahlteilnehmenden führte. Die iranische Justiz hat gewarnt, dass solche Versammlungen, die die Teilnahme von Iraner*innen an der Präsidentschaftswahl verhindern, strafrechtlich verfolgt würden.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA berichtete der iranische Botschafter in Canberra, Australien, dass die australische Polizei in diesem Zusammenhang fünf Personen festgenommen habe.