Weltgemeinschaft der Baha’i warnt vor wachsendem Druck auf Baha’i-Frauen im Iran

Die Weltgemeinschaft der Baha’i hat vor einer deutlichen Zunahme des Drucks auf weibliche Angehörige der Baha’i-Religion im Iran gewarnt. Nach jüngsten Berichten wurden in den vergangenen Monaten Dutzende von Baha’i-Frauen verhaftet und ohne stichhaltige Beweise und oft ohne rechtliche Verfahren zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Baha’i-Gemeinschaft betont, dass ihre Geschichte und die der Frauen im Iran eng miteinander verbunden seien. Die Baha’i werden als größte nicht-muslimische Minderheit im Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 systematisch unterdrückt.

Seit März dieses Jahres wurden demnach 82 Baha’i inhaftiert oder zu Gerichtsverhandlung vorgeladen, 54 davon, also etwa drei Viertel, Frauen. Seit den Protesten im Jahr 2022 zur Unterstützung der Frauenrechte im Iran haben die Angriffe auf Baha’i-Frauen erheblich zugenommen. Aktuell sind zwei Drittel aller inhaftierten Baha’i im Iran Frauen. Viele von ihnen wurden allein wegen ihres Glaubens festgenommen, ohne Informationen über ihren Verbleib oder das Verfahren zu erhalten.

In der Erklärung der Weltgemeinschaft der Baha’i heißt es weiter, dass diese zunehmende Verfolgung von Baha’i-Frauen vor dem Hintergrund der allgemeinen Unterdrückung von Frauen im Iran und der Herausforderungen der Geschlechtergleichheit besonders besorgniserregend sei. Simin Fahandej, Sprecherin der Baha’i-Gemeinschaft bei den Vereinten Nationen in Genf, sagte: „Die jüngsten Angriffe auf Baha’i-Frauen zeigen deutlich, dass das iranische Regime Frauen unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Religion unterdrückt.“ 

Kampagne „Unsere Geschichte ist eins“

Der zunehmende Druck auf weibliche Angehörige der Religionsgemeinschaft spiegelt einen breiteren Trend wachsender Angriffe auf Baha’i im Iran wider. Analysen der Baha’i-Gemeinschaft zeigen, dass ihre systematische Verfolgung von 2021 bis 2023 jährlich um etwa 50% zugenommen hat. Die Repression umfasst Festnahmen, Gerichtsverfahren, Haftstrafen, Hausdurchsuchungen, Enteignungen, die Zerstörung von Baha’i-Friedhöfen, die Verhinderung von Bestattungen, die Schließung von Geschäften und den Ausschluss aus Bildungseinrichtungen.

Laut der Baha’i-Gemeinschaft wurden allein in Isfahan im Oktober 2023 zehn Frauen festgenommen, viele davon zwischen 20 und 40 Jahre alt. Berichten zufolge mussten sie unter harten Bedingungen in der Quarantäneabteilung des Dastgerd-Gefängnisses ausharren. Ihnen wurde medizinische Versorgung vorenthalten, der Zugang zu warmem Wasser verweigert und es gab keine Informationen über die Gründe ihrer Festnahmen oder die erhobenen Anklagen. Im selben Monat wurden 26 Baha’i, darunter 16 Frauen, zu insgesamt 126 Jahren Gefängnis verurteilt. Sicherheitsbeamte hätten versucht, durch Einschüchterung und Drohungen gegenüber Nachbar*innen der inhaftierten Frauen erzwungene Geständnisse zu erhalten.

Fahandej erklärte weiter: „Die Fortsetzung der Kampagne ‚Unsere Geschichte ist eins‘, die zur Erinnerung an zehn Baha’i-Frauen, die vor 40 Jahren hingerichtet wurden, sowie an alle Frauen, die weiterhin für Geschlechtergleichheit kämpfen, ins Leben gerufen wurde, zeigt, dass das iranische Regime weiterhin versucht, durch Repressionen und Hassreden Zwietracht unter den Bürger*innen zu säen. Diese Bemühungen sind jedoch gescheitert, wie die breite Unterstützung für die Kampagne beweist.“ Die Baha’i-Gemeinschaft hat zu Beginn dieses Jahres auch der UN-Untersuchungskommission über Menschenrechtsverletzungen im Iran seit September 2022 einen Bericht vorgelegt, der die Auswirkungen dieser Ereignisse auf die Baha’i-Gemeinschaft im Iran, insbesondere auf Baha’i-Frauen, beleuchtet.

Im April dieses Jahres veröffentlichte Human Rights Watch einen Bericht, der die Unterdrückung der Baha’i durch das iranische Regime erstmals als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ einstufte. Der Bericht, der weltweit für Aufsehen sorgte, empfahl der UN-Untersuchungskommission, einen Teil ihrer laufenden Untersuchungen auf die „verstärkte Verfolgung von Baha’i-Frauen“ zu konzentrieren.

Die Vertreterin der Baha’i-Gemeinschaft rief die internationale Gemeinschaft sowie Regierungen und Medien dazu auf, von der iranischen Regierung ein sofortiges Ende der ungerechten Unterdrückung von Baha’i, insbesondere von Baha’i-Frauen, zu fordern und das universelle Prinzip der Menschenrechte für alle Bürger*innen zu achten.

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