Verdächtiger Tod einer ehemaligen Polizeihelferin
Staatliche und staatsnahe Medien in der Islamischen Republik Iran versuchen, den Tod einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Polizei auf einen Herzstillstand zurückzuführen. Mansoureh Sagvand war tot aufgefunden worden, kurz nachdem sie ihre ehrenamtliche Mitarbeit bei der Polizei der südwestiranischen Stadt Khorramabad aufgekündigt hatte. Am 26. Mai hatte die 18-Jährige auf ihrer Instagram-Seite erklärt: „Ich habe als ehrenamtliches Mitglied der Polizei von Khorramabad gearbeitet, aber ich werde nicht mit den Streitkräften zusammenarbeiten und stehe stolz an der Seite meiner Landsleute.” Sie schrieb dort weiter: “Wir waren Zeugen abscheulicher Verbrechen und brachten die unverfälschte Wahrheit ans Licht. Die Revolution steht unmittelbar bevor.“ An den folgenden Tagen hatte sie Freundinnen und Bekannten Nachrichten geschickt, laut denen sie bedroht worden sei.
Am 4. Juni gab der Leiter der Notaufnahme der Universitätsklinik der Provinz Ilam bekannt, dass Mansoureh Sagvand „mit vollständigem Herz- und Atemstillstand in die Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert wurde und keinerlei Lebenszeichen von sich gab, so dass Wiederbelebungsversuche erfolglos blieben.“ Sagvands Familie erklärte unabhängigen Medien gegenüber, Mansoureh habe unter keinerlei Vorerkrankungen gelitten.
In den sozialen Medien sowie in ihrer Heimatregion wird vermutet, dass Sagvand von Sicherheitskräften ermordet wurde. Grund dafür sind Privatnachrichten, die sie in den Tagen vor ihrem Tod an Freunde geschickt hatte. „Derzeit habe ich mich versteckt, sie werden mich aber früher oder später finden. Wenn mir etwas passiert, will ich, dass alle wissen, es ist kein Selbstmord. Stets werde ich von den Sicherheitskräften mit Mord bedroht”, hatte Sagvand geschrieben.
Sie wurde am Dienstag, den 6. Juni, in ihrer Heimatstadt beigesetzt. Die Trauerfeier fand in dem Dorf Rig Sefid in der Nähe von Khorramabad statt. Obwohl Sicherheitskräfte die Zufahrtsstraßen zu dem Dorf gesperrt hatten, nahmen zahlreiche Menschen an der Feier teil. Sie sangen lokale Volkslieder mit Zeilen wie „Zeit zu kämpfen“ und „Widerstand“ und forderten auf Plakaten Gerechtigkeit für den Tod der jungen Frau.
Seit dem Ausbruch der landesweiten Proteste im Iran im September vergangenen Jahres sind bereits mehrere Regimekritiker*innen unter mysteriösen Umständen gestorben.
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