Umfrage: 77 Prozent der Iraner*innen wollen nicht an den Wahlen teilnehmen

Laut einer Umfrage der Forschungsgruppe der iranischen Meinungsforschung Goman wollen mehr als drei Viertel der iranischen Wahlberechtigten nicht an den bevorstehenden Parlamentswahlen im Iran teilnehmen. 38 Prozent haben der Befragung zufolge keine Kenntnisse des genauen Wahltermins. Im Falle eines Referendums über den Fortbestand der Islamischen Republik würden etwa 75 Prozent der Befragten mit Nein stimmen. Die Wahlen für die zwölfte Legislaturperiode des islamischen Parlaments Majlis und für die sechste Periode des sogenannten Expertenrats finden am Freitag, den 1. März 2024, statt. Die Kandidat*innen konkurrieren um 290 Sitze im Majlis und 88 Sitze im Expertenrat.

Das unabhängige und gemeinnützige Forschungsinstitut mit Sitz in den Niederlanden führte vom 31. Januar bis zum 7. Februar acht Tage lang eine Online-Umfrage mit dem Titel „Die Einstellung der Iraner zu den Wahlen 2024“ durch. Dabei wurden nach Angaben von Goman 58.015 Iraner*innen befragt, deren Auswahl 90 Prozent der Bevölkerung widerspiegeln soll. Der Genauigkeitsgrad liege damit laut der Forschungsgruppe bei 95 Prozent. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass zweieinhalb Wochen vor den Wahlen im Iran etwa 15 Prozent der Stichprobe definitiv an den Parlamentswahlen teilnehmen möchten. 77 Prozent erklärten, nicht an den Wahlen teilnehmen zu wollen. Etwa acht Prozent haben noch keine Entscheidung getroffen.

Der Vergleich mit den Ergebnissen einer früheren Umfrage zeigt, dass etwa 8 Prozent derjenigen, die im Sommer noch unschlüssig waren, offenbar nun nicht beabsichtigen, an den Wahlen teilzunehmen. Etwa ein Prozent der damals Unsicheren hat sich unterdessen entschieden, wählen zu gehen. Verglichen mit den Ergebnissen einer Umfrage vor den letzten Wahlen im Jahr 2020 wollen etwa 39 Prozent derjenigen, die damals an den Parlamentswahlen im Iran teilgenommen haben, dieses Jahr nicht wieder wählen. Unter den Wähler*innen, die zum ersten Mal an den Parlamentswahlen teilnehmen können, planen etwa 65 Prozent, nicht zu wählen, während 27 Prozent an der Wahl teilnehmen wollen. Auf die Frage, „Wenn heute ein freies Referendum mit der Frage nach der Islamischen Republik abgehalten wird: Ja oder Nein? Wie wäre Ihre Stimme?“, stimmten etwa 75 Prozent der Befragten mit „Nein zur Islamischen Republik“, 16 Prozent mit „Ja”. Etwa 9 Prozent wählten die Antwortoption „Ich weiß es nicht“.

In der Umfrage wurden die Teilnehmenden auch gefragt, welche Methode sie für wirksamer für die Durchsetzung von Veränderungen im Iran halten würden: die Teilnahme an Protesten wie denen im Jahr 2022 oder die Teilnahme an Parlamentswahlen wie im Jahr 2020. 33 Prozent betrachteten die Teilnahme an Protesten als effektivere Methode, während etwa 13 Prozent glaubten, dass die Teilnahme an Wahlen die bessere Methode sei. Ein Drittel hielt keine der beiden Methoden für wirksam für eine Veränderung der Bedingungen im Iran.

Politische Einstellungen der Iraner*innen

Wie bei früheren Umfragen stellte das Goman-Institut auch diesmal eine Frage nach den politischen Einstellungen der Teilnehmer*innen. Demnach betrachten 40 Prozent der Befragten „den Sturz der Islamischen Republik als Voraussetzung für jede Veränderung“. 25 Prozent sprachen sich für „strukturelle Veränderungen und den Wandel der Islamischen Republik“ aus, 11 Prozent für „die Erhaltung der Prinzipien und Werte der Islamischen Revolution und die Unterstützung der Politik des Systems und der Führung“. 9 Prozent votierten für „allmähliche Reformen im Rahmen des Systems der Islamischen Republik“, während 14 Prozent keiner der vorgeschlagenen Lösungen zustimmte.

An der Umfrage haben laut dem Goman-Institut insgesamt mehr als 60.000 Personen teilgenommen, von denen 58.015 Personen im Iran ansässig sind. Die Online-Befragung wurde anonym und ohne Fragen zu persönlichen Daten durchgeführt.

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