Reaktionen auf Unruhen in Sistan und Belutschistan
Human Rights Watch hat die Islamische Republik Iran am Freitag aufgefordert, sofortige und transparente Ermittlungen zur Aufklärung der Schießerei in der Stadt Saravan in der iranisch-pakistanischen Grenzregion am Montag einzuleiten. Dabei hatte die iranische Revolutionsgarde Berichten zufolge auf eine Gruppe von Treibstoffschmugglern geschossen, mehrere Menschen kamen zu Tode. Das sind in der Regel jung Männer, die mit Kleinlastern oder auf Motorrädern Sprit ins Nachbarland schmuggeln.
Weitere Tote soll es am Dienstag gegeben haben, als die Garde auf Menschen schoss, die das Gouverneursamt in Saravan stürmten.
Die Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden, fordert die Menschenrechtsorganisation. Die internationale Gemeinschaft solle Druck auf den Iran ausüben, alle Beschränkungen des Internetzugangs in der Region sofort aufzuheben, so Tara Sepehrifar, Iranforscherin bei Human Rights Watch.
Auch das US-Außenministerium brachte auf Twitter tiefe Besorgnis über die Internetsperre und die gewaltsame Reaktion der Islamischen Republik auf die Entwicklungen in der Provinz Sistan und Belutschistan zum Ausdruck.
Abdolhamid Ismaeelzahi, der Freitagsimam der Sunniten der Stadt Zaheden, dem Zentrum der Provinz, forderte am Freitag ebenfalls eine Untersuchung des Sachverhalts. Beamte, die widerrechtlich gehandelt hätten, sollten zur Verantwortung gezogen werden, die Verantwortlichen sollen sich entschuldigen.
Bei Unruhen in der Region sind in der vergangenen Woche örtlichen Aktivisten zufolge mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Offiziellen Berichten zufolge wurden drei Fahrer und ein Soldat getötet.
Laut der Kampagne der Belutsch-Aktivisten breiteten sich die Unruhen in den vergangenen Tagen in ganz Sistan und Belutschistan aus. Es gibt Berichte über Zusammenstöße von Protestierenden und Sicherheitsbeamten, aber auch Streikaktionen aus Solidarität. Das Internet soll in den betroffenen Gebieten weitgehend abgeschaltet worden sein. Dadurch hat das iranische Regime auch in der Vergangenheit bei Unruhen die unabhängige Berichterstattung blockiert.
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Saeed Khatibzadeh, sagte am Freitag, dass die Vorfälle von den zuständigen Behörden beider Länder untersucht würden. Nach Angaben des Gouverneurs von Sistan und Belutschistan, Ahmad Ali Muhebati, sind zwei Fahrer in Pakistan erschossen worden.
Sistan und Belutschistan gehört zu den ärmsten und unterentwickeltsten Provinzen Irans. Hohe Arbeitslosigkeit und bittere Armut treibe die Menschen dort immer mehr dazu, für mächtige Treibstoffschmuggler als Transporteur zu arbeiten, beklagen Einwohner*innen und unabhängige Experten.