20-Jährige stirbt nach Vorladung durch das Geheimdienstministerium

Am 28. März verbreitete sich die Nachricht des Todes von Sara Tabrizi in den Sozialen Netzwerken (SN). Laut unterschiedlichen Quellen soll die 20-Jährige einen Tag vor ihrem Tod am 24. März vom Geheimdienstministerium in Teheran vorgeladen worden sein. Sie war im November letzten Jahres bei ihrer Ausreise am Teheraner Flughafen inhaftiert und nach zehn Tagen gegen eine Kaution in Höhe von einer Milliarde Toman, damals etwa 22.000 Euro, vorläufig freigelassen worden.

Am 8. Januar dieses Jahres soll sie erneut verhaftet und nach einigen Tagen auf Kaution von einer weiteren Milliarde Toman wieder freigelassen worden sein. Diesmal soll ihr zusätzlich zu „Dokumentenfälschung“ auch Beleidigung des Staatsoberhaupts Ayatollah Ali Khamenei vorgeworfen worden sein.

Der persischsprachige Fernsehsender Iran International zitierte eine Quelle aus dem Umfeld der Familie, laut der Tabrizi zur „Kooperation mit dem Geheimdienst“ aufgefordert worden sein soll. „Sara wurde von den Vernehmungsbeamten gedroht, dass sie, wenn sie nicht mit ihnen kooperiert, in Einzelhaft zurückgeschickt wird und die privaten Inhalte ihres Mobiltelefons veröffentlicht werden“, schrieb der in London ansässige Satellitensender auf seiner Webseite. Die Quelle des Senders sagte zu Spekulationen über einen Selbstmord Tabrizis durch die Einnahme von Tabletten: „Ihre Familie hat in der Nähe ihrer Leiche keine leere Pillendose gefunden. Sie wissen nicht, ob sie Selbstmord begangen oder einen Schlaganfall erlitten hat oder von Geheimdienstagenten getötet wurde.“

Die iranische Justiz teilte am 29. März in einer Erklärung mit, dass Sara Tabrizi weder vom Geheimdienst noch von juristischen Instanzen vorgeladen worden sei. Darin heißt es weiter: „Nachdem ihr Tod bestätigt worden war, wurden der Leichnam von Frau Sara Tabrizi dem Gerichtsmediziner übergeben und die notwendigen Tests zur Feststellung der Todesursache durchgeführt, deren Ergebnisse noch nicht feststehen.“

Im Instagram-Account der inhaftierten iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi wurde am 30. März ein Brief veröffentlicht, den neben Mohammadi sieben weitere politische Gefangene im Teheraner Evin-Gefängnis – darunter die deutsch-iranische Bürgerin Nahid Taghavi – unterschrieben haben. Darin bestätigen sie die Vorladung von Sara Tabrizi am 24. März und Berichte in den Sozialen Netzwerken, wonach Sara im Gefängnis gefoltert worden sei. Die acht politischen Gefangenen, aber auch zahlreiche politische und Menschenrechtsaktivist:innen wie die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi machen das Regime für den Tod der jungen Frau verantwortlich.♦

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