Publikationsverbot wegen Corona-Interview
Ein Interview mit einem Mitglied des staatlichen Anti-Corona-Stabs führt zum Publikationsverbots der Teheraner Tageszeitung Jahane Sanat. Der Interviewpartner warf der iranischen Regierung Heimlichtuerei bei der Corona-Pandemie vor.
Mohammad Reza Saadi, der Herausgeber von Jahane Sanat, bestätigte am Montag die Entscheidung des Presseaufsichtsrats.
In dem Interview kritisiert Mohammadreza Mahboubfar, Epidemiologe und Mitglied des staatlichen Anti-Corona-Stabs, die Angaben des iranischen Gesundheitsministeriums über die Corona-Pandemie. Die offiziellen Zahlen seien unglaubwürdig und entsprächen nur einem Zwanzigstel der wahren Zahlen. Die Angaben würden aus politischen und sicherheitstechnischen Gründen frisiert, so Mahboubfar.
Laut offiziellen Angaben vom Montagmittag sind innerhalb der 24 Stunden davor 189 Iraner*innen an Covid-19 gestorben. Gleichzeitig wurden mehr als zweitausend Neuerkrankungen registriert. Demnach ist die Opferzahl auf gut 18.600 Tote, die Zahl der Erkrankten auf knapp 329.000 gestiegen.
Die offiziellen Angaben über die Corona-Pandemie im Iran wurden stets in Frage gestellt; unter anderem von Kritiker*innen, Nutzer*innen der Sozialen Netzwerke, Parlamentariern und Mitgliedern des Teheraner Staatsrats. Die Krankenhäuser sind laut Augenzeugen überfüllt; das Krankenhauspersonal sei erschöpft.
Das iranische Regime möchte trotz Warnungen jedoch die Zeremonien im Trauermonat Muharram nicht absagen. Dabei wird jedes Jahr zehn Tage lang des Todes des dritten Imams der Schiiten, Hussein ibn Ali, gedacht. Die diesjährigen Zeremonien beginnen am 21. August.
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