Straßenproteste von Belutschen in Zahedan

Am Freitag, den 10. März, sind die Einwohner*innen der südostiranischen Stadt Zahedan wieder auf die Straße gegangen, um ihre Unzufriedenheit mit der Islamischen Republik kundzutun. Im Anschluss an das Freitagsgebet riefen Tausende Belutschen „Freiheit, Freiheit, Freiheit“ und „Wir wollen keine Kindermörder an der Macht“.

Seit dem Ausbruch des landesweiten Aufstands im Iran im vergangenen September finden jeden Freitag Massenproteste in Zahedan statt, der Hauptstadt der Provinz Sistan und Belutschistan an der Grenze zu Pakistan und Afghanistan. Die Sunniten machen in der Region die Mehrheit der Bevölkerung aus und werden unter der schiiten Herrschaft Irans systematisch diskriminiert.

Angaben von Medien und Aktivist*innen vor Ort zufolge beobachteten die Sicherheitskräfte auf den Straßen rund um die Moschee, in der das Freitagsgebet stattgefunden hat, den Protestzug mit großem Einsatz. Die Menschenrechtsorganisationen, die sich auf die Region Belutschistan konzentrieren, berichteten von Festnahmen im Laufe der heutigen Demonstration.

Die Protestierenden fordern auch die Aufklärung der Massenermordungen am 30. September. An dem Tag kamen Menschenrechtsorganisationen zufolge mindestens einhundert Menschen durch Schüsse der Einsatzkräfte ums Leben, darunter auch Minderjährige.

Vor der Demonstration hat der Freitagsimam von Zahedan, Moulavi Abdolhamid, in seiner Freitagspredigt die schiitische Führung des Landes aufgefordert, internationale Gesetze und Menschenrechtsstandards einzuhalten, darunter die Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Moulavi Abdolhamid gilt als der prominenteste sunnitische Geistliche Irans und ist in den letzten Jahren wegen seiner Kritik an der Politik der Islamischen Republik aufgefallen. Seit Beginn der neuen Protestwelle ist seine Kritik am Regime immer schärfer geworden.

Am 10. März sagte Abdolhamid, dass die Innen- sowie die Außenpolitik des Staates in die Sackgasse geraten sei. Die Probleme ließen sich nicht lösen, solange die Rechte der Minderheiten, der Frauen und der jungen Leuten nicht garantiert würden, so Abdolhamid.

Zudem forderten der Geistliche und die protestierende Bevölkerung die sofortige Freilassung von allen politischen Gefangenen, unter anderem Moulavi Moradzegis, eines sunnitischen Klerikers in der Region, der zum engsten Kreis von Moulavi Abdolhamid gehört. 

Gleichzeitig meldete die Internet-Monitoring-Plattform NetBlocks eine „signifikante Unterbrechung“ der Internetverbindung und erklärte, dass dies „einem Muster von lokalisierten Netzausfällen am Freitagnachmittag folgt, die auf die anhaltenden wöchentlichen politischen Proteste abzielen“. (or)

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