Vergiftungen von Schülerinnen im Iran: „Ein kindisches Abenteuer“

Nach den vermehrten weltweiten Protesten wegen der Zunahme der Vergiftungen von Schülerinnen im Iran reagiert der Staat mit fragwürdigen Festnahmen. Nur einen Tag nach der Stellungnahme des obersten Führers Ali Khamenei teilten die Sicherheitskräfte mit, in fünf Provinzen des Landes Verdächtigte festgenommen zu haben. Die Identitäten der Festgenommenen sind bisher nicht bekanntgegeben worden.

Das Innenministerium spricht von fünf Festnahmen allein in einer Stadt in der Provinz Fars im Zentraliran. Majid Mirahmadi, der für die Sicherheitskräfte zuständige Vize-Innenminister sagte im Staatsfernsehen, mindestens einer der Festgenommen sei breits im Laufe der Proteste im vergangenen Herbst verhaftet und wieder freigelassen worden.

Ohne Details zu nennen oder Beweise zu präsentieren, beschuldigte er die Schülerinnen, sich selbst und ihre Klassenkameradinnen vergiftet zu haben. Mirahmadi behauptete, es handele sich um ein „kindisches Abenteuer“.

Gleichzeitig hat das Informationsministerium in einer Pressemitteilung am 7. März bekanntgegeben, dass sie die Ermittlungen schon seit längerem aufgenommen habe. „Die Ergebnisse der ersten Ermittlungen lassen sich nicht verallgemeinern“, so das Ministerium. 

Anderen Medienberichten zufolge seien an den Festnahmen neben dem Informationsministerium auch der Geheimdienst der Revolutionsgarde und der Geheimdienst der Polizei beteiligt gewesen.

Die Regierung und die anderen geheimdienstlichen Behörden haben ihre lange Stille bezüglich der Angriffe auf die Schülerinnen direkt nach dem Befehl von Ali Khamenei gebrochen. Der oberste Führer der Islamischen Republik hatte am 6. März in einer Fernsehansprache die Vergiftungen „ein unverzeihliches Verbrechen“ genannt und angeordnet, die Täter ausfindig zu machen. Er forderte die Justiz auf, die Täter hart zu bestrafen. 

Laut dem iranischen Gesundheitsministerium sollen etwa 13.000 Schülerinnen in mehreren Städten mit Vergiftungssymptomen behandelt worden sein. 

Proteste der Lehrkräfte

Am 7. März gingen in mehreren Städten Lehrer*innen aus Protest gegen die Vergiftungsfälle auf die Straße. In Großstädten wie Täbris, Rascht und Mashad sowie in vielen kurdischen Gebieten ist es zu Zusammenstößen zwischen den Protestierenden und den Einsatzkräften gekommen. Auch auf einigen Universitäten wie Täbris Universität und Teheraner Allameh Tabatabai Universität hat es Protestkundgebungen gegeben.

Seit November sind in mehr als 100 Schulen im ganzen Land durch eine bisher unbekannte Ursache Tausende Schülerinnen mit Symptomen wie Schwindel, Übelkeit und Atemnot in Krankenhäuser gebracht worden. Die meisten Mädchen wurden nach kurzer Behandlung entlassen.(or)

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