Weitere Festnahmen im Iran
Am Montag sind im Iran der Berlinale-Preisträger Jafar Panahi und weitere Personen festgenommen worden. Seiner Ehefrau Tahereh Saeedi zufolge war der Regisseur mit anderen Künstlern zum Teheraner Evin-Gefängnis gegangen, um sich für die Freilassung des am Freitag inhaftieren Berlinale-Preisträgers Mohammad Rasoulof und seines Kollegen Mostafa Al-Ahmad einzusetzen. Nun befinde sich ihr Mann selbst in Haft, sagte Saeedi der BBC Persian. Er sei wegen einer sechsjährigen Haftstrafe festgehalten worden, die vor zwölf Jahren gegen ihn verhängt wurde.
Panahi hat zahlreiche internationale Preisen gewonnen. 2015 wurde sein Film „Taxi Teheran“ mit dem Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele in Berlin ausgezeichnet. Der Regisseur war nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2008 festgenommen und im Dezember 2009 zu einer sechsjährigen Haftstrafe und einem 20-jährigen Arbeitsverbot verurteilt worden. Auch Auslandsreisen sowie Kontakte zu in- und ausländischen Medien sind ihm untersagt.
Am Montagnachmittag forderten die Internationale Filmfestspiele von Cannes die sofortige Freilassung der drei Filmemacher.
Le Festival de Cannes demande la libération immédiate des cinéastes Mohammad Rasoulof, Mostafa Aleahmad et Jafar Panahi et réaffirme son soutien à toutes celles et ceux qui, à travers le monde, subissent violences et représailles. ► Lire le communiqué : https://t.co/ILeqr9Q6DA
— Festival de Cannes (@Festival_Cannes) July 11, 2022
Vor der Inhaftierung von Panahi hatte bereits die Berlinale-Leitung aus Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian die Freilassung von Rasoulof und Al-Ahmad gefordert.
Am Montag wurden auch mehrere Angehörige von Opfern der landesweiten Unruhen im November 2019 verhaftet – darunter mindestens neun Frauen, die ihre Söhne bei den Unruhen verloren haben. Fünf von ihnen wurden in einer Wohnung festgenommen. Laut der den Revolutionsgarden nahestehenden Nachrichtenagentur Fars soll es sich dabei um eine Sitzung zur Planung von „Aufruhr“ gehandelt haben. Fars bezichtigt die Inhaftierten der Verbindung „zu einem ausländischen Nachrichtendienst“. Sie hätten von einem ausländischen Finanzvermittler „Geld erhalten, um Unruhe zu stiften“, zitiert die Agentur eine unbekannte Quelle.
Mit den Inhaftierungen von Montag setzt die Islamische Republik die Festnahmen von politischen und gesellschaftlichen Aktivist*innen der vergangenen Wochen fort.
In den letzten Wochen waren zahlreiche protestierende Lehrer und Rentner sowie Angehörige der Bahai-Religionsgemeinschaft verhaftet worden. Auch Mostafa Tajzadeh, einer der noch aktiven reformorientierten Politiker wurde festgenommen. Tajzadeh hatte in letzter Zeit vermehrt das Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei kritisiert.