Kampf gegen Zwangsverschleierung
Zahlreiche Iranerinnen sind am Dienstag ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit erschienen. Viele von ihnen posteten Bilder und Videos von sich, während sie ohne Kopftuch unterwegs waren oder dieses vor der Kamera ablegten. Innerhalb weniger Stunden wurde ein entsprechender Hashtag bei Twitter zum Trend.
Die Frauen unterstützten damit eine Kampagne gegen die Zwangsverschleierung, die in den vergangenen Tagen hauptsächlich von Frauenaktivistinnen und Nutzerinnen der Sozialen Netzwerke ins Leben gerufen wurde.
https://twitter.com/N0O0NO0ON/status/1546784842460942342
Die Aktion wurde bewusst für den 12. Juli geplant. Der Tag ist durch die Islamische Republik Iran als „Tag des Hidschabs und Keuschheit“ in den staatlichen Kalender eingetragen worden. Die Frauen waren dazu aufgerufen worden, an dem Tag ein Zeichen gegen Diskriminierung und für ihr Recht auf Kleiderwahl zu setzen.
🇩🇪 Heute protestieren viele iranische Frauen gegen die Hijab-Pflicht, indem sie ohne Kopftuch zur Arbeit fahren. Diese Frauen fordern ihr Recht auf Kleidung ein.#No2Hijab#حجاب_بی_حجاب
https://t.co/E4leu0LaRq— +1500tasvir_en (@1500tasvir_en) July 12, 2022
Am Dienstag wurde wiederum kaum über Präsenz der Sittenpolizei berichtet, obwohl diese in den vergangenen Wochen sehr stark zugenommen hatte. Viele Frauen berichteten von Unterstützung beziehungsweise Gleichgültigkeit anderer Menschen.
Zugleich ist der Protest gegen die Zwangsverschleierung in der Islamischen Republik so alt wie das islamische Regime selbst. Die obligatorischen Kleidervorschriften gehören zu den Grundprinzipien der Islamischen Republik Iran.
Abolfazl Shekarchi, ein Sprecher der iranischen Streitkräfte, hat am Dienstag den Widerstand gegen die Zwangsverschleierung als Muharaba (Kriegsführung gegen Gott) bezeichnet. Diejenigen, die sich nicht an die Vorschriften hielten, seien „Satans Armee“, fügte er hinzu. Am Montag hatte Justizchef Gholamhossein Mohseni Ezhei die Nachrichtendienste aufgefordert, Gegner*innen der Zwangsverschleierung zu bekämpfen.
Die Kampagne fand aber auch Unterstützung – nicht nur von Frauen. „Solange die Iranerinnen nicht frei sind, wird der Iran nicht frei“, schrieb Kronprinz Reza Pahlavi, ein prominenter Oppositionsführer im Ausland am Dienstag auf Twitter. Der Sohn des letzten Schahs des Iran forderte die Männer auf, Seite an Seite mit den Frauen zu kämpfen.