Kulturschaffende kehren dem Regime den Rücken

Immer mehr iranische Kulturschaffende sagen die Teilnahme an anstehenden internationalen Festivals in Teheran ab oder beenden ihre Zusammenarbeit mit dem staatlichen Rundfunk, um ihre Kritik an den politischen Ereignissen und Entwicklungen der vergangenen Monate im Iran zum Ausdruck zu bringen.

„Angesichts der Katastrophen, die unser Volk in letzter Zeit traurig gemacht haben, nehme ich am Fajr-Festival nicht teil“, schrieb etwa die Schauspielerin und Filmemacherin Pegah Ahangarani am Montag auf Instagram. Laut Meldungen in den sozialen Netzwerken haben mehrere bekannte Schauspieler*innen die Mitgliedschaft in der Jury des Filmfestivals abgelehnt. Das Internationale Fajr-Filmfestival findet jährlich im Februar in Teheran statt.

Der international bekannte Filmemacher Massoud Kimiai war einer der ersten Künstler im Iran, der am Samstag in einem kurzen Video mitteilte, dass sein neuster Film nicht auf dem Festival gezeigt werde.

Auch beim Festival der bildenden Künste, das ebenfalls im Februar stattfindet, sind mehrere Jury-Mitglieder zurückgetreten. 43 Comiczeichner*innen und Satiriker*innen haben in einem offenen Brief die Teilnahme am Festival abgesagt.

Die Moderatorin und TV-Produzentin Gelareh Jabbari verkündete am Sonntag auf Instagram, dass sie nicht mehr für den staatlichen Rundfunk arbeiten werde. Sie entschuldigte sich dafür, „13 Jahre lang beim staatlichen Fernsehen die Zuschauer angelogen“ zu haben. Zuvor hatten zwei weitere Moderatorinnen den sofortigen Abbruch ihrer Zusammenarbeit mit dem iranischen Rundfunk mitgeteilt.

Auch Musiker zeigen Solidarität. Der Popsänger und Komponist Alireza Assar, der wegen der Unruhen im November bereits ein Konzert gecancelt hatte, sagte am Sonntag in einem kurzen Video seine Konzerte am 14. und 15. Januar kurzfristig ab.

In den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen über die Aktion der Kulturschaffenden auseinander. Die einen befürworten und begrüßen die Haltung. Andere sind verärgert und verlangen den Abbruch der Zusammenarbeit staatlicher Institutionen mit den teilnehmenden Künstler*innen.

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