Offener Brief der Kulturschaffenden
In den letzten Tagen haben viele nationale Interessenverbände und renommierte Personen das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Protestierenden im Iran verurteilt. Am meisten fand der Protestbrief von 37 namhaften Kulturschaffenden, darunter etwa der Oskar-Gewinner Asghar Farhadi und der mehrfache Berlinale-Preisträger Jafar Panahi, Beachtung. Innerhalb von zwei Tagen haben fast 27.000 Menschen das auf Persisch verfasste Protestschreiben unterzeichnet. Nasrin Bassiri hat das Schreiben für das Iran Journal übersetzt.
„In den letzten bitteren Novembertagen ist keine Sekunde vergangen, in der die Gesichter der jungen Menschen, die ihr Leben verloren haben, der Verletzten, der trauernden Mütter und verzweifelten Väter nicht allgegenwärtig waren. Viel Blut unschuldiger junger Menschen ist aus Taktlosigkeit und Unbesonnenheit vergossen worden; mit der Beschuldigung, sie seien Handlanger fremder Mächte, wurde versucht, sie zu ignorieren und zu diskreditieren.
Menschen, deren Namen im Dunst der Ungewissheit, durch die Kappung der Kommunikation verborgen blieben, tauchen heute samt ihrer Identitäten auf. Was hatten sie verbrochen, welche Schuld mussten sie sühnen? Sie waren nur Menschen, denen es gereicht hat, und die sich, weil sie kein Gehör fanden, die Mängel und die Misswirtschaft auf der Straße und in den Stadtvierteln aus der Kehle geschrien haben.
Wie geht Ihr mit der Bevölkerung um? Welchen noch so kleinen Spalt habt Ihr offen gelassen, damit sie Gehör findet? Welche Art Protestzusammenkunft der Bevölkerung habt Ihr bisher geduldet und zugelassen? Welche politische Partei und Gruppe, die ihre Forderungen artikulieren, habt übrig gelassen? Wollt Ihr die Menschen weiterhin mit Gewalt an der Wahrnehmung ihrer elementaren Menschenrechte hindern und ihnen zivilgesellschaftliche Bedürfnisse verweigern?
Ihr sollt wissen, dass der in der Kehle gefangene Aufschrei der Bürger dieses Land in die Geschichte eingehen wird.“
Erstunterzeichner*innen:
Rakhshan Bani Etemad (Filmemacherin), Manijeh Hekmat (Filmproduzentin, Regisseurin),Lili Golestan (Autorin und Galeristin), Asghar Farhadi (Filmemacher), Farhad Tohidi (Drehbuchautor), Mojtaba Mirtahmasb (Filmemacher/Dokumentarist), Hossein Alizadeh (Komponist/Tar-Spieler), Keyhan Kalhor (Komponist/Kamanche-Spieler), Bahman Farmanara (Filmemacher), Dariush Mehrjoohie (Filmemacher), Reza Dormishian (Regisseur), Jafar Panahi (Filmemacher), Mohammad Rasoulof (Regisseur), Hossein Sanapour (Schriftsteller), Arshad Tahmasebi (Komponist/Tar-Spieler), Amir Esbatie (Bühnenbildner), Fatemeh Motamedarya (Schauspielerin), Naghmeh Samini (Regisseurin), Mohsen Amiryousofi (Regisseur), Majid Barzegar (Filmemacher), , Negar Eskandarfar (Journalistin/Filmproduzentin), Amir Shahab Razavian (Regisseur), Jaber Ghasemi (Regisseur/Drehbuchautor), Katayoun Shahabi (Filmproduzentin), Tahmineh Milani (Regisseurin), Mohammad Rezaierad (Theaterregisseur, Drehbuchautor), Baran Kosari (Schauspielerin), Pegah Ahangarani (Dokumentaristin und Schauspielerin), Mostafa Kherghepoosh (Cutter), Mahtab Nasirpour (Schauspielerin), Mohammad Rahmanian (Theaterregisseur, Dramatiker), Mostafa Ale Ahmad (), Firoozeh Saber (Autorin/Frauenempowerment), Habib Rezaie (Schauspieler), Mohammad Reza Moieni (Cutter), Meysam Moieni (Cutter), Jamal Rahmati (Karikaturist).
Hier der Link zum Offenen Brief!
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