Irans Wissenschaftsminister kündigt Überprüfung der jüngsten Universitätsanstellungen an

Der neue iranische Wissenschaftsminister Hossein Simaei Sarraf hat angekündigt, die Anstellungen und Versetzungen an den Universitäten des Landes erneut zu überprüfen. Diese Erklärung kommt nur wenige Tage, nachdem Präsident Masoud Pezeshkian die Überprüfung der Entlassungen von Universitätsprofessor*innen gefordert hatte.

In einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur ISNA am Samstag, dem 31. August, erklärte Simaei Sarraf, dass gemäß einer von Mohammad Mokhber, dem ehemaligen Vizepräsidenten, nach dem Tod von Ebrahim Raisi erlassenen Direktive, „jegliche Anstellungen und Entlassungen während der Übergangsphase zwischen den beiden Regierungen verboten waren“. Er fügte hinzu, dass eine Überprüfung der Anstellungen und Versetzungen an Universitäten und Forschungseinrichtungen notwendig sei und dass bei Verstößen entsprechend gehandelt werde.

Bereits im Juni hatte Pezeshkian, damals frisch gewählter Präsident, den damals noch kommissarisch amtierenden Präsidenten gebeten, keine neuen Anstellungen oder Entlassungen vorzunehmen, bis die neue Regierung im Amt sei. Dennoch berichteten einige Medien über „letzte-Minute“-Ernennungen während der letzten Tage der vorherigen Regierung.

Pezeshkian forderte am 29. August während der Amtseinführung seines Wissenschaftsministers, dass alle Fälle von entlassenen Professor*innen und widerrufenen Arbeitsverträgen überprüft werden. Er erklärte, dass er die zuständigen Minister angewiesen habe, alle betroffenen Professor*innen zu rehabilitieren und die entlassenen Studierenden zurückzuführen.

Diese Ankündigung stieß auf Kritik seitens der konservativen Zeitung Kayhan, die der Hardliner-Fraktion der Islamischen Republik nahe und unter Aufsicht des Obersten Führers Ali Khamenei steht. In einem Artikel am 31. August kritisierte die Zeitung Pezeshkians Entscheidung und bezeichnete sie als „Förderung von Rechtswidrigkeit“. Kayhan argumentierte, dass die Rückkehr der entlassenen Professor*innen ohne Berücksichtigung der rechtlichen Grundlagen selbst eine Form von Gesetzesbruch darstelle.

In den vergangenen Tagen hatte auch eine Studentenvertretung der Sharif-Universität, einer der angesagten Universitäten des Landes, den neuen Wissenschaftsminister aufgefordert, die entlassenen Professor*innen wieder einzustellen. In einem Brief an Simaei Sarraf, der in iranischen Medien veröffentlicht wurde, warnte die Islamische Studentenvereinigung der Sharif-Universität, dass die Entlassung von Professor*innen zu einem „Brain Drain“ aus dem Land führen könnte.

Nach den Protesten im Jahr 2022 verschärften sich die Repressionen gegen protestierende Studierende und ihre unterstützenden Professor*innen. Die Islamische Republik hat in der Vergangenheit häufig auf Entlassungen, Suspendierungen oder erzwungene Pensionierungen zurückgegriffen, um nicht linientreue Akademiker*innen zu bestrafen. Im September letzten Jahres veröffentlichte die Zeitung Etemad die Namen von 52 weiteren Professor*innen, die unter Raisis Regierung entlassen worden waren. Kritische Medien innerhalb des Landes bezeichneten diese Aktionen als „Reinigungsbewegung an den Universitäten“, während staatsnahe Medien diese Entlassungen entweder bestritten oder als gerechtfertigte Maßnahmen aufgrund der Unterstützung der Professor*innen für die Proteste dargestellt haben.

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