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Interneteinschränkungen zwingen iranisches Navigationssystem in die Knie

Die Startup-Gruppe Hezardastan, Eigentümerin des iranischen Navigationssystems „Balad“, wird Dutzende Stellen abbauen müssen. Dies teilte Hezardastan am Dienstag mit. Das Navigationssystem werde noch bis Ende des iranischen Jahres im März 2023 betrieben. Danach werde über die Zukunft des Dienstes entschieden.

„Einschränkungen des Internets“, „fehlende Investitionen“ und die „polizeiliche Atmosphäre“ trübten demnach die Perspektive. Hezardastan sei sich nicht mehr sicher, die Privatsphäre ihrer Nutzer:innen gewährleisten zu können.

„Balad“ ist seit fünf Jahren im Betrieb und hat nach Angaben des Betreibers mehr als zehn Millionen aktive Nutzer:innen im Monat.

Experten warnen seit langem vor negativen Folgen der Internetbeschränkungen im Iran. Der Teheraner Verband für Internethandel hatte Ende September die jüngsten Beschränkungen kritisiert. Mit der Sperrung von Instagram stünden 400.000 Kleinunternehmen am Rande des Abgrunds, hieß es in einer Erklärung. Das gefährde die Lebensgrundlage von mehr als einer Million Menschen.

Es gibt immer wieder Berichte über die Auswanderung von Computerexperten. Viele Startups sollen in den vergangenen Jahren ins Ausland gezogen sein.

Die Islamische Republik Iran steht ausländischen Internetdiensten skeptisch gegenüber. Sie schaltet diese nach und nach ab und zwingt die Nutzer:innen zur Nutzung von inländischen Alternativen. Während der politischen Unruhen wurden die Einschränkungen verschärft.

Nutzer:innen und Expert:innen monieren wiederum nicht nur die Konkurrenzunfähigkeit der iranischen Dienste. Sie äußern massive Bedenken in Sachen Privatsphäre.

Während der landesweiten Proteste der vergangenen Wochen haben sich die Beschwerden über den „Missbrauch“ von Informationen registrierter Internetnutzer:innen bei den iranischen Diensten angehäuft. So schrieb ein iranischer Filmemacher auf Twitter, dass Sicherheitsbeamte anhand des Lieferscheins eines Essens-Bestelldienstes das Haus finden konnten, in dem er sich zuletzt befand. Er wurde einige Tage später festgenommen.

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