Dutzende Tote durch gefälschten Alkohol

Im Iran sind in den vergangenen Tagen sieben Menschen durch den Konsum von nicht fachgerecht hergestellten alkoholischen Getränken ums Leben gekommen. 15 weitere Personen würden im Krankenhaus behandelt, sagte der Bürgermeister von Robat Rakim, einer Vorstadt Teherans, am 28. Juni. Laut dem Polizeichef der Stadt haben alle Vergifteten die Getränke in einem Kiosk erworben. Dessen Besitzer sei bereits festgenommen worden.

In den letzten Tagen haben Vergiftungsfälle infolge unsachgemäß hergestellten Alkohols zugenommen. Am 17. Juni berichteten iranische Medien über den Tod von mindestens 15 Menschen in der Großstadt Karaj, die gepanschten Alkohol zu sich genommen hatten. Über 180 Personen sollen noch wegen Vergiftungen im Krankenhaus sein. Auch in Karaj habe die Polizei die Verkäufer der alkoholischen Getränke bereits festgenommen, heißt es in den staatlichen Medien des Landes.

Verkauf, Erwerb und Verbrauch von Alkohol sind im Iran streng verboten und können im Wiederholungsfall die Todesstrafe nach sich ziehen. Deshalb werden alkoholische Getränke auf dem Schwarzmarkt und ohne Kontrolle angeboten. Einen großen Teil des inoffiziellen Alkoholmarktes im Iran machen selbst hergestellte Getränke aus. Dabei entsteht anstatt des trinkbaren Methanolalkohols manchmal Ethanol, das für Menschen giftig ist.

In den letzten Jahren wurde häufig von solchen Vergiftungswellen berichtet (hier und hier).

Homayoun Sameyah Najafabadi, der Vorsitzende des Jüdischen Komitees von Teheran, erklärte am 28. Juni, der Alkoholkonsum im Iran sei trotz des strengen Verbots nicht niedriger als in vielen anderen Ländern, in denen Alkohol legal vorhanden sei. Er müsse deshalb unter Bedingungen erfolgen, die nicht zu Todesfällen führten.

Vor etwa einem Monat hatte die Teheraner Staatsanwaltschaft die Herstellung und den Verkauf von Traubensaft auf dem großen Obst- und Gemüsebazar der Hauptstadt verboten und die Saftmaschinen der Hersteller einsammeln lassen. Ein Grund wurde nicht mitgeteilt, doch scheint es sich um eine Maßnahme gehandelt zu haben, mit der die Herstellung von Wein verhindert werden sollte.

Die Bestrafung des Alkoholkonsums führt auch dazu, dass manche Betroffene von Alkoholvergiftungen aus Angst keine medizinische Einrichtung aufsuchen. Das Eingeständnis, Alkohol getrunken zu haben, kann mit 80 Peitschenhieben bestraft werden.

2018 hatte die iranische Gerichtsmedizin bekanntgegeben, dass jedes Jahr 120 Menschen durch den Konsum von nicht fachgerecht hergestelltem Alkohol und die daraus resultierenden Vergiftungen sterben würden. Die Dunkelziffer dürfte jedoch viel höher sein.

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