Cyberangriff legt alle Tankstellen im Iran lahm

Ein Hackerangriff hat alle 4.600 Tankstellen im Iran lahmgelegt. Das teilte Abolhassan Firoozabadi, Sekretär des Obersten Rates für die Kontrolle der Cyberspace im Iran, am Dienstagabend mit. Die Attacke habe sich am Dienstag um 11 Uhr Ortszeit (8:30 Uhr MESZ) ereignet und sei sehr wahrscheinlich aus dem Ausland erfolgt. Weitere Details würden innerhalb der nächsten 10 Tagen bekannt gegeben, so Firoozabadi.

In den sozialen Netzwerken bekannte sich eine Hackergruppe namens „Räuberische Spatzen“ zu der Aktion.

Der Cyberangriff auf das Zentrum der staatlichen Tankstellen hat am Dienstag zu panikartigen Reaktionen bei der Bevölkerung geführt. Vor den Tankstellen bildeten sich lange Autoschlangen, aggressive Bürger*innen beschimpften die Regierung. Auch am Mittwoch waren viele Tankstellen noch außer Betrieb.

Das iranische Nachrichtenportal Eqtesad News schrieb am Mittwoch, der Vorfall habe „eine alte Besorgnis in der Bevölkerung wiederbelebt: Wird Benzin teurer?“ Im November 2019 hatte eine Anhebung der Spritpreise zu landesweiten Protesten geführt, bei denen nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters 1.500 Menschen getötet worden waren. Tausende Protestierende wurden verhaftet, viele von ihnen sitzen immer noch in den Gefängnissen.

Nach dem Cyberangriff am Dienstag unterbrachen die staatlichen Medien ihre Sendungen und berichteten von dem Angriff auf die Tankstellen. Regierungsbeamte versprachen, Experten seien dabei, das Problem zu beheben. Sie versicherten auch, dass es keine Pläne zur Erhöhung des Benzinpreises gebe. Auch der iranische Innenminister Ahmad Vahidi versicherte in den Medien, dass der Ausfall der Tankstellen keine staatliche Maßnahme sei, um die Preise zu erhöhen.

Im Juli waren bereits das iranische Eisenbahnsystem und das Verkehrsministerium Ziel von Hackerangriffen gewesen. Auf allen Bahnhöfen des Landes waren dabei Fehlinformationen über Zugverspätungen angezeigt worden. Dieser Angriff löste Medienberichten zufolge ein „beispielloses Chaos“ aus.

Auch Irans Atomanlagen waren bereits mehrfach Ziel von Cyberangriffen. Der jüngste traf im April die Anlage in Natans. Nach Informationen der New York Times soll er eine gewaltige Explosion verursacht haben, die die Urananreicherung des Iran um Monate zurückgeworfen habe. Die iranische Regierung hält Israel für die meisten der Attacken für verantwortlich. Tel Aviv hat diese Vorwürfe bislang weder bestätigt noch dementiert. 

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