70 Prozent gegen Zwangsverschleierung

Einer Aussage des Ex-Chefredakteurs der ultrakonservativen iranischen Tageszeitung Keyhan zufolge sollen 70 Prozent der Iraner*innen gegen die islamischen Kleidervorschriften sein. Das sagte Mehdi Nassiri am Mittwochabend im staatlichen Fernsehen unter Bezugnahme auf eine Umfrage des iranischen Kulturministeriums.

In den als besonders religiös geltenden Provinzen Süd-Khorasan und Qom, in denen sich die Pilgerstädte Mashhad und Qom befinden, sei die Anzahl der Gegner*innen der Zwangsverschleierung entweder ebenso hoch wie die der Befürworter*innen oder gleich hoch, fügte Nassiri hinzu.

Dass die Islamische Republik die islamischen Kleidervorschriften mit Zwang durchsetzen wolle, habe zu einer Polarisierung der Gesellschaft mit verheerenden politischen und gesellschaftlichen Folgen geführt, so Nassiri weiter.

Die Erfahrungen mit VHS-Playern und Satellitenempfangsschüsseln hätten gezeigt, dass es am Ende zur Aufhebung des Hijab-Zwangs kommen werde, prognostizierte der Geistliche. VHS-Player waren in den 1980 Jahren im Iran verboten. Später wurde das Verbot abgeschafft. Auch das Verbot des Empfangs  ausländischer TV-Sender über SAT-Anlagen wird mittlerweile nicht mehr streng verfolgt.

Nassiri ist eine der einflussreichen Figuren des konservativen Flügels im Iran. Seinen Aussagen zufolge ist die Umfrage im Jahr 2015 durchgeführt worden. Warum deren Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, sagte Nassiri nicht. Verschiedene Ministerien im Iran führen regelmäßig Umfragen durch. Oft sind die Ergebnisse für interne Entscheidungen vorgesehen.

Die Zwangsverschleierung gehört zu den wichtigsten Prinzipien der Islamischen Republik. Viele Iranerinnen lehnen sich jedoch gegen die Vorschriften auf.

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