Sinkender Ölpreis belastet Irans Haushalt

Der Iran hofft auf die Aufhebung aller Sanktionen, um mehr Erdöl exportieren zu können. Doch die Erhöhung der Exportmenge würde zu noch niedrigeren Ölpreisen führen. Den Iran kümmert das nicht. Das Land braucht dringend harte Devisen.
In den ersten Dezembertagen fiel der Preis für iranisches Erdöl auf unter 40 US-Dollar pro Barrel. Anfang 2015 brachte der Barrel noch 50 US-Dollar. Der Erdölminister des Iran, Bijan Namdar Zanganeh, macht die übermäßige Fördermenge anderer Länder für den Sturz des Ölpreises verantwortlich. „Der niedrige Preis liegt nicht am Iran, sondern an der Überproduktion weltweit“, sagte Zanganeh vergangene Woche in einem Fernsehinterview. Der iranischen Nachrichtenagentur Mehr zufolge sind Saudi-Arabien, Russland und Irak die Länder, die am meisten zu dem Überangebot beitragen.
Kontroverse Meinungen in der OPEC
Experten halten die Überproduktion der USA, die die umstrittene Fracking-Methode anwenden, für einen der Hauptgründe des Preisverfalls. Während im Januar 2013 die Erdölfördermenge der USA gerade 7 Millionen Barrel pro Tag überschritt, erreichte sie im Juli 2015 mehr als 9,5 Millionen Barrel.
Auch die Mitgliedsländer der OPEC (Organisation erdölexporti

Als Folge der Embargos arbeitet die iranischen Erdölindustrie im Schneckentempo
Als Folge der Embargos arbeitet die iranischen Erdölindustrie im Schneckentempo

erender Staaten) überschreiten die zuletzt festgelegte Obergrenze von 30 Millionen Barrel pro Tag um 1,5 Millionen. Am 4. Dezember betrug der Durchschnittspreis für das Öl der OPEC 39,30 US-Dollar pro Barrel.
Auf eine Obergrenze der Fördermenge konnten sich die OPEC-Mitglieder auch bei ihrem letzten Treffen am 4. Dezember in Wien nicht einigen. OPEC-Generalsekretär Abdolah Salem El Badri erklärte, dass die Entscheidung im nächsten Jahr getroffen werden solle. Diese Unentschiedenheit führt zu weiterer Überproduktion und somit zu einem weiteren Fall der Ölpreise.
Saudi-Arabien, eines der einflussreichen OPEC-Mitglieder mit einer Fördermenge von10 Millionen Barrel pro Tag, vertritt die Meinung, die Preisfestlegung bringe den OPEC-Mitgliedern keinen Gewinn. Besser sei, für einen „ausgeglichenen Markt“ zu sorgen.
Iran gehört zu den Verlierern
Für die Saudis, die reichlich Devisenreserven besitzen, mag diese Strategie gelten, meinen Experten. Für Länder wie Venezuela und den Iran hingegen, die stark auf den Erdölverkauf angewiesen sind, kann sie verheerende Folgen haben. 2011 betrugen die Einnahmen des Iran aus dem Erdölexport 110 Milliarden US-Dollar. 2014 waren es nur noch 25 Milliarden. Zusätzlich zu den internationalen Sanktionen, die das Land wirtschaftlich in die Knie gezwungen haben, leidet die Wirtschaft der Islamischen Republik auch unter dem niedrigen Preis des Öls.
Trotz seiner Kritik an der Überproduktion anderer Länder pocht der iranische Ölminister auf „Irans legitimes Recht auf die Erhöhung der Fördermenge“. In dem Fernsehinterview sagte er: „Der Iran sieht es als sein gutes Recht an, die Fördermenge zu erhöhen, wenn der Preis auf 20 US-Dollar pro Barrel fallen würde. Nach dem Atomabkommen und Irans Rückkehr auf den internationalen Markt ist dies ein Grundrecht des Iran, das niemand infrage stellen darf.“
Laut Zanganeh ist der Iran imstande, die Fördermenge um eine Million Barrel pro Tag
In vielen Teilen Deutschlands fiel im Dezember der Dieselpreis unter einen Euro pro Liter
In vielen Teilen Deutschlands fiel im Dezember der Dieselpreis unter einen Euro pro Liter

auf vier Millionen zu erhöhen.
Derzeit werden weltweit täglich 95,7 Millionen Barrel Erdöl gefördert. Bei einer täglichen Nachfrage von 93,6 Millionen kommen über zwei Millionen Barrel pro Tag zum Lagerbestand hinzu. Laut Schätzungen von Experten wird sich der Preissturz im kommenden Jahr fortsetzen, wenn der Iran nach dem Wegfall der Sanktionen ab 2016 ebenfalls mehr fördert. Dann könne der Preis auf unter 30 US-Dollar pro Fass fallen.
Deutschland im Lager der Gewinner
Während die Ölpreisentwicklung der vergangenen zwei Jahre für die Wirtschaft der meisten Erdölproduzenten negative Folgen hat, profitieren die Raffinerien in Westeuropa davon. Auch die Deutschen profitieren von den Verlusten der erdölproduzierenden Ländern. In Deutschland zahlte man im September 2013 fast 90 Euro für 100 Liter Heizöl. Für die gleiche Menge wurden in diesem Dezember nur noch 47 Euro verlangt.
  SEPEHR LORESTANI
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