IS in Teheran? Innen- und außenpolitische Folgen der Terroranschläge

Befassen wir uns deshalb mit dem Tag danach und mit dem, was in den kommenden Tagen kommen könnte. Welche Folgen könnten diese Terroraktionen für Innen- und Außenpolitik der Islamischen Republik haben – gerade in diesen turbulenten Tagen?

Die Machthaber in Teheran rühmten sich bis jetzt, das sicherste Land in einer Region zu sein, die täglich von Terroraktionen und Kriegen heimgesucht wird. Teheran sei sogar sicherer und ruhiger als Paris, London oder Berlin, las man in den vergangenen Monaten regelmäßig in den offiziellen Medien. Und all das verdanke man den heldenhaften Revolutionsgardisten, die nicht nur im Iran für Sicherheit sorgen, sondern im Kampf gegen den IS auch in Syrien und Irak den Märtyrertod finden.

Rouhanis Kritik an den Garden

Doch die Mehrheit der Iraner nahm diese Kriege bis gestern als entfernte und bisweilen undurchsichtige Ereignisse wahr. Und im Inneren erlebte man die Revolutionsgarden als gnadenlosen Unterdrückungsapparat. Auch Präsident Rouhani hatte nach seiner Wiederwahl die Garden wiederholt aufgefordert, sich aus Politik und Wirtschaft zurückziehen. Solange sie sich nicht in ihre Kasernen zurück zögen,  dürfe man nicht auf Investitionen aus dem Ausland hoffen. Je mehr und je offener Rouhani und sein Kabinettsmitglieder in den letzten Wochen über das Gebaren der Garden sprachen, umso mehr trauten sich auch manche Zeitungen und Webseiten, sich die Revolutionsgarden und ihr Wirtschaftsimperium vorzunehmen.

Die Garden werden wieder sakrosankt

Doch nach den Terroranschlägen vom Mittwoch werden diese Stimmen zunächst verstummen. Die Revolutionsgarden beherrschen einstweilen das Straßenbild der Großstädte, sie werden sich künftig jede Kritik verbieten. Bemerkenswert sind deshalb unterschiedliche Reaktionen von Rouhani und Revolutionsführer Khamenei nach den Terroraktionen. Zufällig oder nicht: Am Mittwochabend war Rouhani als Redner bei einer Versammlung von Künstlern. Nur mit Kultur, Kunst und nationalem Zusammenhalt sowie in Freiheit könne man eine unbesiegbare Barriere gegen Terror errichten, sagte dort der Präsident.

Metalldetektor am Eingang des Parlamentsgebäudes - nach dem Attentat
Metalldetektor am Eingang des Parlamentsgebäudes – nach dem Attentat

Genau zur selben Zeit sprach Revolutionsführer Khamenei vor Studenten. Der mächtigste Mann des Landes redete fast eine Stunde, doch am Ende seiner Rede, in einem Nebensatz, bezeichnete er die Terroranschläge als „bedeutungslose Kindereien und Feuerwerksspiele“, deren Urhebern man es „zuhause“, sprich in Syrien und dem Irak, heimzahlen werde. Kein Wort des Bedauerns, kein Mitleid mit den Opfern.

Mehr Öffnung oder mehr Krieg

Während Rouhani in seiner offiziellen Erklärung die weltweite Zusammenarbeit für den Kampf gegen Terror für unabdingbar erklärt, klingen die Radikalen zunehmend martialisch. Die Revolutionsgarden sprechen in ihrer Erklärung von Rache gegen „Schwerttanzende von Fern und Nah“. Jeder weiß, wer gemeint ist: US-Präsident Donald Trump, der bei seinem Besuch in Saudi-Arabien das Tanzschwert geschwungen hat.

Für die Saudis ist alles nur eine Inszenierung

Und damit sind wir bei den außenpolitischen Dimensionen der Terrorattacken von Mittwoch. Offizielle Beileidsbekundungen, die nach den Terroranschlägen aus der arabischen Welt in Teheran ankamen, hielten sich in Grenzen. Nur jene wenigen Staaten meldeten sich, mit denen man entweder verbündet ist – wie Syrien und der Irak -, oder die, mit denen man halbwegs normale Beziehung hat wie Oman und Kuwait. Für die wichtigsten arabischen Zeitungen und Webseiten aus Saudi-Arabien, Ägypten oder den Vereinigten Arabischen Emiraten waren die ُTerroraktionen nichts anderes als eine Inszenierung: ein unglaubwürdiges Theater. Und derUS Präsident Trump kann sich in seiner Reaktion den obligatorischen Seitenhieb nicht verkneifen. Am Ende eines kurzen Textes zu den Terroranschlägen schrieb er: „Staaten, die den Terrorismus fördern, riskieren, selbst Opfer des Bösen zu werden, das sie fördern“.                 

Trump sprach in seinem kurzen Tweet auch davon, dass das iranische Volk durch herausfordernde Zeiten gehe. Und damit hat er ausnahmsweise vollkommen recht.

ALI SADRZADEH

Quellen:

farsnews.com , news.gooya.com , aawsat.com , rokna.ir , dw.com/fa