Der Kampf gegen die Dürre
Wassermangel macht dem Iran seit langem zu schaffen. Regierung und Parlament sind ernsthaft bemüht, den Folgen der zunehmenden Wasserknappheit vorzubeugen – doch mit geringem Erfolg.
Irans Regierungsvertreter werden nicht müde, zu betonen, mit welch „wertvollen Maßnahmen“ die Regierung für die Regulierung des Wasserverbrauchs und gegen Wasserknappheit kämpfe. Doch auch sie weisen auf den verheerenden Rückgang der Wasserreserven des Landes hin. Für den zunehmenden Wassermangel gibt es viele Gründe: Klimawandel, niedriger Niederschlag, hoher Trinkwasserverbrauch in Privathaushalten, Wasserschmuggel und verschwenderischer Umgang mit Wasser in der Landwirtschaft. Laut dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Issa Kalantari finden 90 Prozent des Wasserbrauchs im Iran in der Landwirtschaft statt – 22 Prozent mehr als im internationalen Durchschnitt.
Auch Fachleute schlagen längst Alarm. Hamid Reza Safavi, der Leiter der Abteilung für Wasser- und Abwasserforschung der technischen Universität Isfahan, warnt seit mehr als einem Jahr vor dem „Ende der Wasserreserven“ in der Provinz Isfahan. Er kritisiert das „Missmanagement“ der Regierung und fordert von ihr sofortige Maßnahmen zur Bekämpfung der Wasserknappheit. Seinen Angaben zufolge ist der Fluss Zayandeh-Rud derzeit die wichtigste Wasserquelle des Landes. Dieser trocknete in den vergangenen Jahren mehrmals nahezu aus. Im diesjährigen Frühling gab es mehr Niederschläge, weshalb die Hoffnung besteht, im Sommer genügend Trinkwasser zu haben und keine Rationierungen vornehmen zu müssen.
Farideh Oulad-Ghobad, Abgeordnete und Umweltpolitikerin im iranischen Parlament, nennt Zahlen, die sich apokalyptisch anhören: Sollte die Situation sich nicht ändern, seien die Wasserreserven des Iran in 50 Jahren verbraucht.
Besorgte Experten verlangen seit Jahren nach mehr Kläranlagen. Im Iran wird nach offiziellen Angaben jährlich 29 Milliarden Kubikmeter Abwasser produziert. Davon werden nur 1,5 Milliarden Kubikmeter in Kläranlagen gereinigt.
18 Provinzen in trockenen Gebieten
Laut Mohammad Mehdi Borumandi, dem Leiter des parlamentarischen Komitees für die Sicherheit des Wassers (KSW) liegen etwa 85 Prozent der Gesamtfläche des Iran in trockenen und halbtrockenen Gebieten. Nur 15 Prozent des circa 1,7 Millionen Quadratkilometer großen Landen besitzen genug Wasserreserven, um andere Gebiete mit dem Lebenselixier zu versorgen.
Deshalb plant das KSW verschiedene langfristige Maßnahmen gegen die Wasserknappheit in der Islamischen Republik, etwa die Überführung von Wasser aus dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ins Hochland und die Bekämpfung von Wasserschmuggel in die Nachbarländer. „15 Milliarden Kubikmeter Wasser werden jährlich aus dem Iran in die Nachbarländer geschmuggelt“, so Borumandi.
Der Parlamentarier kritisiert die türkische Regierung für ihre Pläne zum Bau von mehreren Staudämmen der Flüsse Tigris und Euphrat. Damit sorge man für mehr Probleme in der Region: „Die türkische Regierung glaubt, die Flüsse gehörten ihr und sie könne damit machen, was sie will“, so Borumandi.
Deutschland hat die Zusammenarbeit mit der Türkei beim Bau des umstrittenen Ilisu-Staudamms bereits 2009 gestoppt.
Regierungsmaßnahmen
Bereits vor drei Jahren hat die Regierung Rouhani Maßnahmen gegen Wasserverschwendung ergriffen: etwa Geldstrafen für hohen Wasserverbrauch und Reduzierung des Wasserdrucks im Leitungssystem zur Einschränkung des Verbrauchs. Auch private Investoren wurden motiviert, sich in Projekten zur Wassergewinnung und –überführung zu engagieren. Energieminister Hamid Chitchian hatte Wasserankäufe versprochen, wenn private Investoren entsprechende Projekte zu 100 Prozent finanzieren würden – alles mit mäßigem Erfolg.
Immer noch sind etwa 500 der 1.148 iranischen Städte von Trockenheit betroffen und der Iran gehört zu den fünf größten Wasserverbrauchern der Welt – im Vergleich zur Bevölkerungszahl. Im ganzen Land gibt es 350.000 illegale Brunnen, die für die Landwirtschaft genutzt werden, aber nicht kontrollierbar sind – der Wasserraub taucht in offiziellen Statistiken nicht auf.
Farideh Oulad-Ghobad rügte Anfang April die Regierung wegen Missmanagements. Ihren Angaben zufolge belegt das Wassermanagement des Iran in einer Untersuchung von 133 Staaten den 132. Platz.
SEPEHR LORESTANI
Aus dem Persischen übertragen von Farhad Payar
Persischsprachige Quellen:
www.irna.ir/rkhora , www.isna.ir/news , jahaneghtesad.com
www.isna.ir/news2 , www.tabnak.ir , http://www.isna.ir/news
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