Kunst und Kultur als „Mittel der Diplomatie“

Irans Kulturminister will die KünstlerInnen durch neue Urheberrechte vor unerlaubten Kopien ihrer Werke schützen. Kunst und Kultur bezeichnete der Politiker als „Mittel der Diplomatie“ in der modernen Welt. Wertschätzung erhalten auch der iranische Musiker Shahram Nazeri und das wohl beliebteste Lied des Iran. Ein Kulturspiegel.
Der iranische Kulturminister Reza Salehi-Amiri hat vergangenen Dienstag in einer Rede im Rahmen der alljährlichen Nationalen Copyright-Konferenz in Teheran das iranische Parlament dazu aufgefordert, das neue Urheberrechts-Gesetz zu verabschieden. Dies liegt dem Parlament bereits seit Mai 2016 vor, wurde dort aber bis heute nicht behandelt. „Unsere KünstlerInnen werden immer wieder Opfer von Plagiarismus. Die Verabschiedung des Gesetzes würde dazu beitragen, dass sie ihrer Arbeit mit mehr Sicherheit nachgehen können“, so Salehi-Amiri. Würde der Gesetzentwurf abgesegnet, bedeute dies eine Stärkung für Kunst und Kultur. Dies sei wichtig, da beide auch „Mittel der Diplomatie“ seien: „Die Sprache der modernen Welt ist die Sprache der Mäßigung und des Dialoges“, so der Kulturminister.
In den vergangenen Jahren klagten iranische KünstlerInnen wiederholt über gravierende Probleme mit Raubkopien und Fälschungen von Büchern, Filmen und Musik. Das veranlasste die Regierung im vergangenen Jahr, die laxen Copyright-Regelungen des Irans zu überarbeiten. Wegen der Neubildung des iranischen Parlaments nach den Wahlen 2016 wurde der Gesetzentwurf jedoch bisher nicht behandelt. Auch im Ausland hat der Iran in KünstlerInnenkreisen in Sachen Urheberschutz einen schlechten Ruf, da dort internationale Copyright-Bestimmungen nicht gelten. Die Kulturverantwortlichen des Iran haben aber mittlerweile signalisiert, auch das Welturheberrechtsabkommen zu unterzeichnen.
Restauration „iranischer“ Bauwerke im Ausland
Der Iran wolle in diesem Jahr 2,1 Millionen Euro aufwenden, um historische Bauwerke und Monumente zu restaurieren, die einen Bezug zum Iran aufweisen, erklärte Mohammad Hassan Talebian von der Organisation für Kulturerbe, Handwerk und Tourismus letzte Woche gegenüber der Nachrichtenagentur IRNA. Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass dafür ein so hohes Budget freigegeben wird. Die Finanzierung solcher Projekte war lange Zeit eingestellt, obwohl mit anderen Ländern offizielle Vereinbarungen darüber bestehen, iranischen Restaurationsexperten Zugang zu den entsprechenden Stätten zu gewähren.

Tag Kasra im heutigen Irak
Tag Kasra im heutigen Irak

 
Auf der Liste der zu restaurierenden Bauwerke und Stätten im Ausland stehen unter anderem die Blaue Moschee in Armenien, die Kizimkazi-Moschee in Tansania, die persischen Bäder Hamami und Kidichi in Sansibar, das sassanidische Bauwerk Taq Kasra, die Grabstätte des ehemaligen iranischen Premierministers Amir Kabir im Irak sowie der Persische Garten von Neu Delhi in Indien.

Shahram Nazeri mit Firdausi-Medaille ausgezeichnet

Die Ikone der traditionellen iranischen Musik, Shahram Nazeri, ist anlässlich des Firdausi-Tags am 15. Mai an der Universität der ostiranischen Stadt Mashhad mit der Firdausi-Medaille ausgezeichnet worden. Viele Stücke Nazeri basieren auf dem Nationalepos Abul Qasim Firdausis, dem Shahnameh.
Der als „iranischer Pavarotti“ auch in Deutschland bekannt gewordene Sänger war jedoch an diesem Tag nicht der einzige, der von den OrganisatorInnen des Firdausi-Tags geehrt wurde: Neben Nazeri wurden Literaturwissenschaftler wie der Türke Nimet Yildirim, Aleem Ashraf Khan aus Indien, Abdul Ghafoor Arezo aus Afghanistan sowie die drei Iraner Ali-Ashraf Sadeghi, Ali Ravaghi und Hassan Anvari mit der Medaille ausgezeichnet. Geehrt wurden sie wegen ihrer Verdienste um die Firdausi-Forschung.
Zu Ehren des iranischen Nationaldichters Abul Qasim Firdausi (940-1020) finden im Iran jedes Jahr zahlreiche Ausstellungen, Lesungen und Symposien statt. Firdausi ist der Autor des monumentalen, etwa 60.000 Verse umfassenden Shahnameh (deutsch: Buch der Könige), des weltgrößten Epos eines Einzeldichters. Auf Grundlage der Gedichte Firdausis wurden sogar Opern in der westlichen Welt komponiert. Der 15. Mai gilt als UNESCO-Welt-Firdausi-Tag.
Das Lied „Ey Iran“, immaterielles Kulturerbe

 
Ey Iran nun nationales immaterielles Kulturerbe
Das Lied Ey Iran ist von der Organisation für Kulturerbe, Handwerk und Tourismus Mitte Mai auf die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes gesetzt worden, sagte die Direktorin der Organisation, Zahra Ahmadipour, der Nachrichtenagentur ISNA. Das Lied wurde nach dem Sturz der Monarchie 1979 übergangsweise als inoffizielle Nationalhymne genutzt, bis nach der Gründung der Islamischen Republik Iran eine offizielle neue Hymne festgelegt wurde. Doch noch heute gilt Ey Iran vielen IranerInnen im In- und Ausland als die „wahre“ Nationalhymne des Iran. Der Text des Liedes wurde 1946 von Hossein Golegolab verfasst, die Musik dazu von Ruhollah Khaleghi komponiert. Erstmals öffentlich gesungen wurde es von Gholam Hossein Banan.
  JASHAR ERFANIAN
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