Positive Signale für den iranischen Film

Kulturpolitiker stellen der iranischen Filmindustrie mehr Unterstützung in Aussicht. Auch eine Ausstellung zu Ehren der kritischen Regisseurin Rakshan Bani-E’temad darf stattfinden. Ebenfalls Grund zur Freude hat die Musikszene im Gottesstaat: Label-Gründer Ramin Sadighi erhält einen WOMEX-Award.

Der iranische Vize-Kulturminister Ali Asghar Karandish hat angekündigt, die iranische Filmbranche stärker unterstützen zu wollen. Neben der finanziellen Unterstützung prominenter FilmemacherInnen wolle das Kulturministerium künftig auch „junge und talentierte“ RegisseurInnen stärker fördern, so der Vizeminister gegenüber iranischen Medien. Das Kulturministerium habe zudem die Absicht, künftig mehr iranische Produktionen bei internationalen Filmfestivals einzureichen, „um die Welt mehr mit der iranischen und islamischen Kultur vertraut zu machen“, sagt Karandish weiter. Zudem wolle sein Ministerium in Zukunft mehr iranische Literatur in verschiedene Sprachen übersetzen, „um auch auf diesem Wege die iranische Kultur weltweit zu verbreiten“.
Den neuen iranischen Film „Muhammad: The Messenger of God“ („Mohammed: Der Gesandte Gottes“) des Regisseurs Majid Majidi bezeichnete Karandish in diesem Zusammenhang als ein „Musterwerkzeug iranischer Kulturdiplomatie.“

Tag des iranischen Kinos
Derweil wurde am 10. September in Teheran der Nationale Tag des iranischen Kinos in Anwesenheit zahlreicher einheimischer FilmkünstlerInnen und politisch Verantwortlicher gefeiert. Kulturminister Ali Jannati äußerte in einer Rede die Hoffnung auf eine „gute Zukunft des iranischen Kinos“ durch Wegfall der internationalen Finanzsanktionen gegen das Land. Durch die Aufhebung der Sanktionen könnten der heimischen Filmbranche künftig mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, so Jannati.

Rakhshan Banidetemad und ihr Preis - Foto: aftabir.com
Rakhshan Banidetemad, ausgezeichnet mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen – Foto: aftabir.com

Die Renovierung und technische Neuausstattung veralteter Kinos bezeichnete der Minister als einen  der herausragenden Erfolge seines Ressorts seit dem Wahlsieg Präsident Hassan Rouhanis im Herbst 2013. Auch der Vorsitzende des Verbands der Filmschaffenden „Haus des Kinos“, Reza Mirkarimi, sieht das iranische Kino auf einem guten Weg. Jedoch müsse allen Filmschaffenden die Bedeutung von Kultur für die Gesellschaft bewusst werden. Wenn dies nicht gelänge, „können wir von der Kulturpolitik nicht erwarten, dass sie unsere Branche unterstützt“, so Mirkarimi.

Der Leiter des iranischen Kinoverbands, Hojjatollah Ayyubi, bedankte sich bei Jannati für die „Bereitschaft des Kulturministeriums, das iranische Kino zu unterstützen“. Durch diese Unterstützung stünde die Filmbranche vor einer „großen Zukunft“, so Ayyubi. Sein Verband war unter Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad als staatlicher Gegenentwurf zum „Haus des Kinos“, in dem sich kritische Filmschaffende organisiert hatten, gegründet worden. Er sollte FilmkünstlerInnen fördern, die regimetreue und islamische Wertvorstellungen propagierten. Seit dem Amtsantritt des moderaten Präsidenten Rouhani fährt der Kinoverband jedoch einen gemäßigteren Kurs. So hat sich Ayyubi aktiv dafür eingesetzt, dass das Verbots des „Hauses des Kinos“ aufgehoben wurde.

Ausstellung für sozialkritische Filmregisseurin

Die Teheraner Golestan-Galerie zeigt im Rahmen der Ausstellung „Rakhshan Bani-E’temads Geschichten“ seit vergangenen Freitag 27 Fotos der renommierten iranischen Filmfotografin Mitra Mahaseni. Zu sehen sind Aufnahmen Mahasenis, die während der zahlreichen Dreharbeiten der mehrfach preisgekrönten Regisseurin und Produzentin Rakhshan Bani-E‘temad entstanden. Die Ausstellung sei „eine Hommage an eine Filmemacherin, die die Menschheit und das Kino respektiert“, so Mahaseni gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA. „Die ausgestellte Kollektion zeigt die Geschichte vergessener und unglückseliger Menschen, die ein gesellschaftliches Randdasein fristen, sich jedoch trotz zahlreicher Hindernisse ins Leben zurück kämpfen“, so die Filmfotografin.

Dass die Ausstellung von behördlicher Seite überhaupt eine Genehmigung erhielt, ist ein Erfolg für Mahaseni, denn Rakshan Bani-E’temad und ihre Filme sind im Iran keinesfalls unumstritten. Die 61-jährige Regisseurin, die in ihrer Heimat als „First Lady des iranischen Kinos“ gilt, wurde in der Vergangenheit wegen ihrer sozialkritische Filme, in denen in der Regel Frauen im Fokus stehen, häufig von konservativen iranischen Medien und Politikern kritisiert. Auch der eigentlich moderate Kulturminister Ali Jannati hatte Bani-E’temads angebliche „Schwarzmalerei“ angeprangert.

Sadighi erhält WOMEX-Award

Ramin Sadighi, der erster Iraner, der  eine WOMEX-Auszeichnung erhält
Ramin Sadighi, der erster Iraner, der eine WOMEX-Auszeichnung erhält

Der Gründer des Teheraner Weltmusik-Labels Hermes Records, Ramin Sadighi, wird bei der diesjährigen World Music Expo (WOMEX), die Ende Oktober in Budapest stattfindet, mit einem Preis ausgezeichnet, wie die WOMEX-Homepage jüngst meldete. Der Iraner wird im Rahmen der WOMEX zudem dazu eingeladen, über die Ausrichtung seines Labels sowie die iranische Musikszene zu referieren.

Sadighi hat die ersten zwölf Jahre seines Lebens in Wien verbracht. Kurz vor der Islamischen Revolution im Iran 1979 zog er jedoch mit seiner Familie nach Teheran. 1999 gründete er dort sein eigenes Musiklabel Hermes Records. Mittlerweile hat Sadighi Dutzende Alben mit neuer iranischer Musik und Weltmusik veröffentlicht – mit steigendem internationalen Erfolg: Die weltgrößte Musikmesse für Welt-, Roots-, ethnische, traditionelle und lokale Musik und Folk, zeichnet ihn für seine aufbauende Rolle in der iranischen Musikszene nun mit dem „WOMEX Professional Excellence Award“ aus.

Die internationale Veranstaltung findet seit 1994 jährlich in verschiedenen europäischen Städten statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden jedes Jahr drei Preise verliehen: Der „WOMEX Artist Award“, der „WOMEX Professional Excellence Award“ und der „WOMEX Label Award“. Sadighi ist der erste Iraner, der eine der drei Auszeichnungen erhält. 

  JASHAR ERFANIAN