Iran und Syrien: Geschichte, Ziele und Zukunft der alten Verbündeten

Die  Gründung der Islamischen Republik Iran vor 33 Jahren unterbrach die diplomatischen Beziehungen zwischen dem  Iran und Israel und – bis vor dem arabischen Frühling – auch mit Ägypten. Dafür kamen sich Teheran und Damaskus immer näher. Ein Blick auf mehrere Jahrzehnte syrisch-iranischer Freundschaft.
Zwei bedeutende Ereignisse änderten die politische Landkarte im Nahen Osten der siebziger Jahre. Das erste war Ägyptens Ausstieg aus der arabischen Allianz nach dem  sogenannten Jom-Kippur-Krieg mit Israel. Das zweite war die islamische Revolution mit der Absetzung Schah Reza Pahlavi als langjährigem Verbündeten der USA und Israels in der Region.
1973 bildeten Ägypten und Syrien eine Allianz und griffen am 6. Oktober Israel an. Dieser Krieg wurde bekannt als Jom-Kippur-Krieg, da er an diesem jüdischen Feiertag begann. Mit dem Krieg gelang es Ägypten, die Kontrolle über die Sinai-Wüste und den Suezkanal wiederzugewinnen. Syrien eroberte Teile der Golan-Höhen von Israel zurück. Doch auf den fünfeinhalbjährigen Krieg folgte 1978 ein Wendepunkt. Der damalige ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin unterschrieben das Camp-David-Abkommen. Damit stieg Ägypten endgültig aus der arabischen Allianz aus und erkannte mit dem Friedensvertrag als erster arabischer Staat Israel an.
Iran und Syrien nach der Revolution
Kurze Zeit später – 1979 – kam es im Iran zu einer Revolution, die den außenpolitischen Kurs des Landes grundlegend änderte. Die führenden Kräfte der iranischen Revolution brachen gleich nach dem Sieg die Beziehung zu Tel Aviv ab.
Gleichzeitig warf der Iran Ägypten vor, mit der Unterzeichnung des Camp-David-Abkommens das palästinensische Volk verraten zu haben und kehrte sich auch von Ägypten ab.
Das war die Grundlage für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Iranern und Syrern in den folgenden Jahrzehnten. Gleichzeitig verlor Syrien nicht nur seinen strategischen Partner Ägypten, sondern auch den Irak, da die politischen Konflikte zwischen der irakischen und der syrischen Baath-Partei immer größer wurden. Das führte sogar dazu, dass Syrien sich im ersten Golfkrieg 1980 nicht auf die irakische, sondern auf die iranische Seite stellte. Während Syrien sich als einziges arabisches Land zum ernsten Verbündeten Irans entwickelte, unterstützte die restliche arabische Welt damals den irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Sie sahen sich durch den Iran bedroht, vor allem wegen der Parolen des ehemaligen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini, der die islamische
Revolution exportieren wollte. Was Syrien und Iran außerdem verband, waren die Rollen der USA und Israels. Der Iran geriet mit der Geiselnahme der amerikanischen Diplomaten in Teheran immer mehr unter Druck – und Syrien
ebenfalls, weil es den Friedensvertrag mit Israel nicht unterzeichnet hatte.
Von Konkurrenz bis Freundschaft

Die Statue des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khamenei in der Nähe der israelischen Grenze in Südlibanon. Foto: www.farsnews.com
Die Statue des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khamenei in der Nähe der israelischen Grenze in Südlibanon. Foto: www.farsnews.com

Obwohl die Beziehung zwischen den beiden Ländern sich mit den Jahren immer mehr festigte, waren sich Teheran und Damaskus vor allem in der Libanon-Frage nicht immer einig – etwa bei den Machtkämpfen zwischen der Amal-Bewegung als Verbündete Syriens und der mit iranischer Hilfe gegründeten Hisbollah-Partei. Ein weiterer Streitpunkt zwischen den beiden Ländern waren die Friedensverhandlungen zwischen Syrien und Israel 2008, bei der die Türkei die Vermittlerrolle übernommen hatte. Der Iran hatte sich immer wieder kritisch gegen die Gespräche geäußert. Syrien ließ sich davon nicht beeinflussen.
Trotz all dieser Differenzen gab es ausreichend Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern. Syrien hatte durch seinen politischen und  militärischen Einsatz im Libanon jahrelang die Kontrolle über dieses Land. Für den Iran war die Freundschaft mit Syrien also von strategischer Bedeutung: Syrien wurde für den Iran eine Brücke zur israelischen Grenze. Diese Position brachte Syrien nicht nur große finanzielle Vorteile, sondern ließ das Land auch geopolitisch immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dabei spielte Syrien ein ambivalentes politisches Spiel. Während die Machthaber in Damaskus sich an das Friedensabkommen mit Israel hielten, nutzten sie gleichzeitig die Hisbollah als Druckmittel gegen die Israelis. Ein Druckmittel, das von der Regierung in Teheran finanziell und militärisch unterstützt wurde. Den Verbündeten Iran und Syrien gelang es zudem, den Machteinfluss Saudi-Arabiens in der Region zurückzudrängen, das zu den wichtigsten Partnern des Westens in der Region gehörte.
Seit den Protesten in Syrien ist das Land selbst zum Schauplatz eines Machtkampfes zwischen dem Iran und Saudi-Arabien geworden. Die anti-iranischen Kräfte in der Region wissen genau, dass der Iran durch den Sturz von Baschar al-Assad nicht nur seinen strategischen Partner in der Region, sondern auch den Zugang zu den israelischen Grenzen verlieren würde. Deshalb unterstützen vor allem Saudi-Arabien und Katar die syrische Opposition.
Trotzdem wird der Iran die syrische Regierung weiter unterstützen. Kurz vor dem Beginn der Proteste in Syrien vor einem Jahr kam es zu einem Verteidigungsbündnis zwischen den beiden Ländern. Darin verpflichteten sich Damaskus und Teheran, sich bei einem eventuellen Angriff gegenseitig und notfalls militärisch Hilfe zu leisten. Damit ist der Weg für den Iran frei, Syrien uneingeschränkt zu unterstützen.
Der heimliche Druck auf Iran
Der Politbürochef der palästinensischen Organisation Hamas, Khaled Mashaal bei seinem Treffen mit Ayatollah Khamenei in Teheran. Foto:www.khamenei.ir
Der Politbürochef der palästinensischen Organisation Hamas, Khaled Mashaal bei seinem Treffen mit Ayatollah Khamenei in Teheran. Foto:www.khamenei.ir

Obwohl allen anderen Staaten in der Region dieses Verteidigungsbündnis bekannt ist, traut sich keiner, dazu offen Stellung zu nehmen. Stattdessen wird auf anderen Wegen versucht, Irans Position zu schwächen. So wurde mit Hilfe der arabischen Staaten das Hamas-Büro in Damaskus geschlossen, um die Beziehungen zwischen den im Exil lebenden führenden Hamas-Kräften zu Teheran zu erschweren. Der Iran unterstützt die radikale Hamas-Bewegung im Kampf gegen Israel. Sie wird als „iranisches Kind“ in Palästina bezeichnet.
Der Territorialstreit mit den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE) um die drei Inseln Abu Musa, Groß-und Kleintunb in der Straße von Hormuz am Persischen Golf ist ein weiteres Zeichen für den wachsenden Druck arabischer Länder gegen den Iran. Auf diese Weise versuchen die VAE mit der Unterstützung des Westens und des
Kooperationsrats der arabischen Golfstaaten (GCC), den Iran dazu zu bringen, seine Unterstützung für Syrien zu beenden.
Trotz allem steht der Iran nach wie vor hinter Syrien. Sollte Baschar al-Assad an der Macht bleiben, würde das auch die Beziehungen zwischen Iran und Syrien stärken. Doch gelänge der syrischen Opposition der Sieg, dann müsste der Iran seine Außenpolitik neu überdenken. Und neue Töne aus dem Iran – adressiert an die syrische Opposition – würden das Ende einer mehr als dreißigjährigen Beziehung bedeuten.
Quelle: Deutsche Welle / Persian
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