Großbritanniens Rolle bei der Zerschlagung der oppositionellen Tudeh-Partei

Die Dokumente legen nahe, dass die britische Politik damals eher nach der Gunst der neuen iranischen Machthaber strebte, statt sich um die Geopolitik des Kalten Krieges oder den sowjetischen Einfluss im Iran Sorgen zu machen, schreibt Daily Maverick. Demnach waren sich Barrington, andere britische Beamte und das britische Außenministerium spätestens im Frühling 1983 bewusst, dass die Islamische Republik Repression, Folter und erzwungene Geständnisse einsetzte. So setzte der hochrangige britische Beamte in Teheran, Chris Rundle, das Auswärtige Amt im Juni 1983 über massive Verhaftungen von Tudeh-Mitgliedern und mögliche Hinrichtungen in Kenntnis.

Das Treffen des ehemaligen iranischen Präsidenten, Hashemi Rafsanjani, mit dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow im Juni 1989 sollte zum Ausbau der Beziehungen beider Länder beitragen!
Das Treffen des ehemaligen iranischen Präsidenten, Hashemi Rafsanjani, mit dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow im Juni 1989 sollte zum Ausbau der Beziehungen beider Länder beitragen!

„In den Akten von 1983 konnten keine Beweise gefunden werden, dass die britischen Beamte etwas anderes getan haben, als diese schwere Repression hinzunehmen“, schreibt die südafrikanische Internetzeitung weiter. Auch andere europäische Botschafter seien der Meinung, dass die Wege in den Iran offen bleiben sollten, zitiert sie aus Barringtons Dokumenten. Der habe außerdem in seinen Memoiren erwähnt, dass „es im Iran Geld gab, das verdient werden musste“: „Ein wichtiger Teil unserer Arbeit bestand darin, die britischen Handelsbeziehungen zum Iran aufrechtzuerhalten und den Export zu fördern“, zitiert ihn Daily Maverick.

Die südafrikanische Internetzeitung veröffentlicht in ihrem Beitrag zudem ein vertrauliches Dokument vom Mai 1983, in dem sich der damalige Leiter des Büros für den Mittleren Osten und Nordafrika beim britischen Außenministerium, Oliver Miles, zu den im iranischen Fernsehen gesendeten „Geständnissen“ von Tudeh-Funktionären äußert. Diese könnten seiner Einschätzung nach für Großbritannien nützlich sein: „Darin können durchaus Hinweise auf die befreundeten Parteien in anderen Ländern existieren, auf die wir zurückgreifen können“, wie beispielsweise die Beziehungen der Tudeh-Partei zu der kommunistischen Partei in Syrien, so Miles. Auch Hinweise über Libyen und Algerien könnten sich ergeben.

Keine Sorgen über den Einfluss der Sowjetunion im Iran

Laut Daily Maverick ist aus den freigegebenen Dokumenten nicht zu entnehmen, dass sich die Großbritannien zu der Zeit Sorgen über die Einflussnahme der Sowjetunion im Iran gemacht habe. Ihre „Unterstützung“ bei der Zerstörung der Tudeh-Partei sei deshalb keine Episode des Kalten Krieges.

Die Islamische Republik sei unerbittlich gegen den Kommunismus gewesen, schreibt die Internetzeitung. Die Bewaffnung des Iraks durch Moskau während des Irak-Iran-Krieges 1980 – 1988 sei ein weiterer Streitpunkt der beiden Länder gewesen, ebenfalls die sowjetische Invasion in Afghanistan 1979, die zur Flucht von Millionen Afghan*innen in den Iran führte.

Die Sowjets hätten wiederum kein Interesse daran gehabt, sich für den Erhalt der Tudeh-Partei einzusetzen. Daily Maverick zitiert hierzu aus einem Brief Barringtons vom Juli 1982 an London – als der KGB-Major Kuzichkin bereits in Großbritannien war. Moskau sei bereit gewesen, die Tudeh-Partei aufzugeben, schrieb der Diplomat.

Im Mai 1983 bewertete Barrington die Zerschlagung der Tudeh-Partei im Iran in einem Brief an das britische Außenministerium als „einen wichtigen Meilenstein in den sowjetisch-iranischen Beziehungen und vielleicht auch in der Geschichte der kommunistischen Parteien im Ausland“, schreibt Daily Maverick in ihrem Beitrag vom 21. Januar.♦

  Iman Aslani

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