Erste Antwort auf Trump

Das verfehlte seine Wirkung nicht. Der französische Ölkonzern Total reagierte sofort und zog sich aus einem sehr lukrativen Geschäft mit der Islamischen Republik zurück. Geplant war, bis zum Sommer eine endgültige Investitionsentscheidung über ein iranisches Gasprojekt zu fällen. In einem der größten Gasfelder der Welt im Südwesten des Iran sollten künftig mehr als 50 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag gefördert werden. Die Erschließung war in zwei Phasen geplant, die erste sollte zwei Milliarden Dollar kosten. Total war der erste westliche Konzern, der nach dem Atomabkommen und der Aufhebung der Sanktionen einen solchen Deal mit der Islamischen Republik vereinbart hatte.
Doch kaum war Trumps Drohung in der Welt, sagt Total-Chef Patrick Pouyanne am vergangenen Dienstag, nichts sei beschlossen, die Entscheidung, wie man im Iran vorgehe, hänge allein davon ab, ob die USA weitere Sanktionen verkünden würden oder nicht. Und das will Trump bekanntlich tun.
Aufmarsch für innere Versöhnung
Doch es gab für viele IranerInnen noch einen anderen Grund, am „Tag der Antwort“ teilzunehmen. Zwei Tage zuvor hatte auch der iranische Ex-Präsident Mohammad Khatami ausdrücklich auch jene, die die Islamische Republik ablehnen, wegen der Drohungen aus Washington aufgefordert, am Jahrestag der Revolution auf die Straße zu gehen: Denn das Land sei in Gefahr, so Khatami.

Viele junge IranerInnen sehen die Demonstration am Jahrestag der Revolution als Karneval an
Viele junge IranerInnen sehen die Demonstration am Jahrestag der Revolution als Karneval an

Merkwürdig, dass er selbst an der Demonstration nicht teilnehmen durfte: Dem Ex-Präsidenten ist es nämlich untersagt, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, selbst sein Name und sein Photo dürfen nicht in Zeitungen erscheinen. Darüber gibt zwar keinen Gerichtsbeschluss, aber alle wissen: Khamenei will es so. Trotz oder gerade wegen dieser offiziellen Herabsetzung ist der ehemalige Reformpräsident immer noch der beliebteste Politiker des Landes. Khatami und andere Reformer senden seit Wochen und verstärkt seit Trumps Drohung Signale aller Art und geben Khamenei zu verstehen, dass sie bereit seien, die Vergangenheit zu vergessen. „Wir dürfen nicht dauernd das Vergangene wiederholen“, hatte Khatami in seinem Aufruf zur Demo-Teilnahme geschrieben – und meinte damit die Unruhen im Jahre 2009, als die so genannte Grüne Bewegung gegen die damalige Präsidentschaftswahl demonstrierte.
Khamenei braucht die Reformer nicht
Doch Khamenei ignoriert solche Signale. Er fühlt sich stark genug, auf die Reformer verzichten zu können. Und was die Drohungen aus Washington betrifft, beruhigen ihn seine Berater: „Einen echten Geschäftsmann sollte man nie fürchten, und Trump ist bekanntlich ein guter Dealer.“
  ALI SADRZADEH
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