Die „arabische NATO“ gegen den Iran

Die Wurzeln der Probleme der arabischen Länder am Persischen Golf lägen in deren Inneren, nicht im Iran, resümiert Bandow. Keine der dortigen Regierungen genieße eine politische Legitimation. „Wie kann eine diktatorische Regierung in Ägypten oder ein totalitärer Machtapparat wie in Saudi-Arabien für junge unzufriedene Menschen anziehend sein?“ Die US-Regierung solle einen entgegengesetzten Kurs einschlagen und sich aus dem end- und zwecklosen Streit heraushalten, so Douglas Bandow.

Eine „arabische NATO“ oder ein Dreierbündnis?

Was sich gegen den Iran formieren würde, wäre keine „arabische NATO“, sondern ein Dreier-Bündnis zwischen den USA, Saudi-Arabien und Israel, glaubt der Berater der iranischen Regierung Ebrahim Mottaghi.

Allerdings werde dieses Bündnis ohne die Unterstützung der NATO oder der europäischen Staaten gegen den Iran nicht weit kommen. „Die NATO hat seit 2001 mit dem langwierigsten Krieg ihrer Geschichte in Afghanistan zu schaffen und ist an keinem neuen Krieg interessiert“, stellt Mottaghi fest. Jedoch könne die „Dreierkoalition“ einen weiteren Krieg im Mittleren Osten anzetteln.

Die „arabische NATO“, der Iran und Israel

Der Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran im Jemen dauert an. Zugleich scheint die Spannung zwischen dem Iran und Israel in Syrien nachgelassen zu haben. Angriffe der israelischen Luftwaffe auf militärische Stellungen in Syrien, bei denen auch iranische Unterstützer des Assad-Regimes ums Leben kamen, haben nachgelassen. Die Vermittlerrolle Russlands und die Einhaltung eines Sicherheitsabstands von 60 Kilometern zu den strategisch wichtigen Golanhöhen scheinen gewirkt zu haben.

Die Paroloe "Israel muss verschwinden" auf einer iranischen Rakete - Foto: farsnews.com
Die Paroloe „Israel muss verschwinden“ auf einer iranischen Rakete – Foto: farsnews.com

Kann eine zunehmende Spannung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien die Machthaber in Teheran zu einer Entspannung zwischen dem Iran und Israel anregen – um die Stellung der Saudis zu schwächen? „Es ist möglich, dass es aufgrund der iranischen Präsenz in Syrien zu bestimmten Abmachungen kommt, die die Aufstellung der Kräfte betreffen“, so Mottaghi. Eine Entspannung könne zustande kommen, wenn sich beide Staaten gegenseitig aufhalten könnten: „Dazu brauchen sie gleichgewichtige Stärke und Instrumente“.

Doch wann wird dieses Gleichgewicht hergestellt sein?

Wenn wir alles besitzen, was Israel besitzt. Wir müssen sehen, welche verhältnismäßig vorteilhaften Instrumente Israel hat und wir nicht.“

Besteht dann nicht die Gefahr, dass die Islamische Republik ihr Ziel, den Staat Israel zu vernichten, weiter verfolgt?

Der prominente iranische Experte ist der Überzeugung, dass die islamische Regierung Israel zwar verbal attackiert, die Politik der Vernichtung Israels in der Praxis aber nie verfolgt habe: „Auch die Israelis wissen, dass der Iran instrumental und operativ nicht in der Lage ist, solch eine Strategie umzusetzen, selbst wenn er es wollte.“

Widerstand gegen Israel als Hauptaufgabe

Noch ein Faktor könne die Hoffnungen der Trump-Regierung auf eine „arabische NATO“ platzen lassen, meint Douglas Bandow: „Der Widerstand vieler arabischer Länder gegen Israel, dem wichtigsten Verbündeten der USA in der Region.“ Er zitiert aus dem Leitartikel einer jordanischen Tageszeitung: „Vergangene Woche stand in einem Leitartikel der Jordan Times deutlich, dass der Widerstand gegen Israel der Hauptauftrag jedes Mitglied der ‚arabischen NATO’ sein solle.“

Vor diesem Hintergrund könnte das Projekt „arabische NATO“ außer zu einer koordinierten Aufrüstung der Verteidigungssysteme der arabischen Länder mit US-Waffen zu keiner ernsthaften militärischen Aufgabe nützlich sein.

© Iran Journal

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