Wissenschaftsminister fordert „Entfernung von Lehrinhalten gegen Kinderwunsch”

Der iranische Wissenschaftsminister Hussein Simaie Sarraf hat die Entfernung von Bildungsinhalten gefordert, die „gegen Kinderwünsche“ gerichtet seien. Zudem sprach er sich für die Förderung von Studiengängen wie „Haushalts- und Familienmanagement“ aus.

Simaie Sarraf betonte am Sonntag, dem 5. Januar, in einer Sitzung des „Rates für Bevölkerungswachstum“ im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technologie die Notwendigkeit zusätzlicher Maßnahmen zur Förderung der Geburtenrate in Iran. Dazu gehörten der Bau von Wohnheimen für verheiratete Studierende, die Einrichtung von Kindergärten an Universitäten sowie mehr finanzielle Mittel für Wohnungszuschüsse und Studienkredite für verheiratete Studierende mit Kindern, so der Minister.

Die Förderung der Geburtenrate und damit verbundene Regelungen wurden in Iran in den 2010er Jahren auf Drängen von Ayatollah Ali Khamenei, dem Obersten Führer der Islamischen Republik, initiiert. 2012 war in diesem Zusammenhang das Fach „Familienplanung und Bevölkerungskontrolle“ aus den Studienplänen entfernt worden.

Bereits im Mai 2024 hatte das Wissenschaftsministerium alle Hochschulen angewiesen, Lehrinhalte zu entfernen, die gegen die Förderung der Geburtenrate gerichtet seien. Diese Maßnahmen erfolgten im Rahmen des 2021 verabschiedeten „Gesetzes zur Unterstützung der Familie und Jugendförderung“, das finanzielle und berufliche Anreize für Eltern vorsieht, etwa Mutterschaftsurlaub für Studentinnen. Weil das Gesetz gleichzeitig die Möglichkeiten zur Empfängnisverhütung und zum Schwangerschaftsabbruch drastisch einschränkt, kritisieren Menschenrechtsorganisationen es als Verletzung der sexuellen und reproduktiven Rechte iranischer Frauen.

Trotz der gesetzlichen Maßnahmen zur Geburtenförderung scheitern viele Programme an finanziellen Engpässen. Der Chef der iranischen Zentralbank, Mohammadreza Farzin, erklärte im September 2024, dass es nicht genügend Mittel gebe, um die versprochenen Kredite für Eheschließungen und Kinder zu finanzieren.

Die Bemühungen der iranischen Regierung, die Geburtenrate zu steigern, haben bislang insgesamt wenig Erfolg gezeigt. Laut der amtlichen Statistik wurden im iranischen Kalenderjahr 1402 (März 2023 bis März 2024) über 17.000 weniger Geburten registriert als im Vorjahr. Sollte dieser Trend anhalten, könnte die Sterberate bis 2036 die Geburtenrate übersteigen, so der Präsident der iranischen Ärztevereinigung.

Foto: ISNA

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