Umfangreicher Streik der Pflegekräfte in Shiraz trotz Drohungen

Die Pflegekräfte in der iranischen Stadt Shiraz setzen ihren Streik fort, obwohl sie mit Drohungen und Einschüchterungen konfrontiert werden. Mehr als eine Woche nach Beginn des Streiks erklären sie, dass sie ihren Arbeitskampf fortsetzen werden, solange ihre Forderungen nicht erfüllt würden.

Laut einem Bericht der Zeitung Ham-Mihan vom 11. August haben 90 Prozent der Pflegekräfte in den Krankenhäusern von Shiraz die Arbeit niedergelegt. Statt dass Krankenhausleitungen den Dialog mit den Streikenden suchten, seien die Pflegekräfte von Sicherheitsbehörden und Vorgesetzten kontaktiert und mit Entlassungen, Ermittlungen und Vorladungen bedroht worden, schreibt Ham-Mihan weiter.

Die Pflegekräfte in den Krankenhäusern von Shiraz traten am 3. August in den Streik, um gegen „erzwungene Überstunden, die Nichteinhaltung von Gesetzen, niedrige Löhne, harte Arbeitsbedingungen sowie Beleidigungen und Drohungen“ zu protestieren. Sie fordern, dass Präsident Masoud Pezeshkian persönlich in den Konflikt eingreift.

Bereits zuvor hatten gewerkschaftliche Organisationen über Drohungen der Sicherheitsbehörden gegen die Pflegekräfte in Shiraz berichtet. Trotz dieser Bedrohungen sind festangestellte, befristete und vertraglich beschäftigte Pflegekräfte sowie Honorarkräfte nicht an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt, wodurch Operationssäle und andere Abteilungen in den Krankenhäusern geschlossen werden mussten. Um den Personalmangel auszugleichen, haben die Krankenhäuser in Shiraz auf Pflegekräfte aus Teheran, das Militär, Hebammen und Pflegestudenten zurückgegriffen. 

Laut einer Pflegekraft einer chirurgischen Abteilung eines staatlichen Krankenhauses beteiligen sich mittlerweile Pflegekräfte aus neun Krankenhäusern in Shiraz am Streik. Die Pflegekraft erklärte gegenüber der Tageszeitung Ham-Mihan weiter, dass dies nicht das erste Mal sei, dass Pflegekräfte gegen ihre Arbeitsbedingungen protestierten. Bereits im März dieses Jahres hatten 200 Pflegekräfte einen Brief an die Leitung ihres Krankenhauses geschrieben und erklärt, dass sie keine „erzwungenen Überstunden“ mehr leisten würden. In den vergangenen Monaten haben Pflegekräfte im gesamten Iran aufgrund von unzureichender Umsetzung des Gesetzes zur Vergütung von Pflegeleistungen und erzwungenen Überstunden zunehmend Druck seitens des Gesundheitsministeriums erfahren. 

Am 7. Juli berichtete Mohammad Sharifi Moghadam, Generalsekretär des iranischen Pflegeverbands, gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur ILNA von einer Zunahme von Vorladungen zu Sicherheitsbehörden und Drohungen gegen streikende Pflegekräfte im ganzen Land. Er verwies auf die Vorladung von etwa 60 Pflegekräften zur Sicherheitsbehörde in der Großstadt Kerman und weiteren Pflegekräften in der kurdischen Stadt Kermanshah wegen ihrer Teilnahme an gewerkschaftlichen Protesten. Diese Maßnahmen seien Teil einer Strategie des Gesundheitsministeriums, um die Forderungen der Pflegekräfte zu unterdrücken.

Gleichzeitig wurden Berichte über eine Zunahme von Suiziden unter Pflegekräften und Ärzt*innen im Iran veröffentlicht, die auf den „zunehmenden Druck“ am Arbeitsplatz zurückzuführen seien. Verantwortliche im Gesundheitswesen haben mehrfach auf die alarmierende Abwanderung von Pflegekräften und Ärzt*innen hingewiesen und vor der Gefahr eines Fachkräftemangels an Krankenhäusern und Universitäten gewarnt. Der Sprecher der Revolutionsgarde, General Ramazan Sharif, bezeichnete diese Informationen jedoch kürzlich als „mediale Kampagne gegen das islamische Regime“.

Foto: Social Media

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