Tageszeitung Lizenz entzogen

Der iranische Presse-Aufsichtsrat hat am Montag der Tageszeitung Kelid die Erscheinungsgenehmigung entzogen. Der Rat begründete seine Entscheidung nicht.

In den sozialen Netzwerken wird spekuliert, Grund für das Verbot sei eine Grafik, die am Samstag auf der Titelseite der Zeitung erschien. Sie zeigt unter der Überschrift „Millionen von iranischen Haushalten unter der Armutsgrenze!“ eine rote Linie, gezeichnet von einer Hand. Die grafische Darstellung der Hand stimmt mit einem Bild der Hand von Ali Khamenei, dem religiösen Oberhaupt der Islamischen Republik Iran, überein.

Die von Kelid gezeigte Grafik sei ursprünglich vom Exil-Nachrichtenportal Kayhan London veröffentlicht worden, twitterte dieses am Montag. Die Grafik sei seit März 2020 mehrmals zur Illustration von Berichterstattung über Armut und Inflation im Iran verwendet worden.

Offiziellen Angaben zufolge lag die Inflation im Iran im Oktober 2021 45,4 Prozent über der im Vorjahresmonat. Verteuerung und Armut im Land dürfen jedoch in keiner Weise mit dem Oberhaupt der Islamischen Republik in Verbindung gebracht werden. Dabei ist der Löwenteil der iranischen Wirtschaft in den Händen von Holdings, die Khamenei untergeordnet sind. Sie führen kaum Steuern ab und stehen nicht unter Aufsicht der Regierung.

Die Tageszeitung Kelid erscheint seit April 2015. Das ist der erste Lizenzentzug einer Zeitung unter der Regierung von Ebrahim Raissi, deren Kulturminister dem Presse-Aufsichtsrat vorsitzt. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass in der islamischen Republik eine Zeitung wegen Grafiken, Karikaturen oder Beiträgen ihre Erscheinungsgenehmigung verliert. Auch viele Redakteure wurden deshalb zu Haft, Peitschenhieben oder Geldstrafen verurteilt.

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