Strommangel legt Industrie in Iran für 15 Tage lahm
Mitten in einer schweren Stromkrise hat die iranische Regierung beschlossen, die Stromversorgung großer Industriebetriebe im ganzen Land für 15 Tage vollständig einzustellen. Laut Medienberichten wurde die Maßnahme vom Innenministerium angeordnet. Das Industrieministerium allerdings widerspricht dieser Entscheidung scharf und sieht darin einen Bruch bestehender Vereinbarungen.
Mohammad Atabak, der neue Minister für Industrie, Bergbau und Handel, erklärte am Mittwoch, dem 14. Mai, die Entscheidung sei ohne Beteiligung seines Ministeriums getroffen worden und widerspreche einer kürzlich geschlossenen Vereinbarung mit dem Energieministerium. Atabak kritisierte zudem, dass der Industriesektor erneut als erster von der Stromrationierung betroffen sei. Angesichts der zentralen Rolle der Industrie für das Bruttoinlandsprodukt seien die wirtschaftlichen Schäden der Stromabschaltung erheblich.
Die Maßnahmen sehen etwa vor, dass in der Zementindustrie vom 14. Mai an für 15 Tage komplett der Strom abgeschaltet wird. Der Verband der Zementindustrie bestätigte entsprechende SMS-Benachrichtigungen an alle Unternehmensleitungen. Auch in der Stahlbranche wurden Stromdrosselungen um bis zu 90 Prozent angeordnet.
Seyed Rasoul Khalifeh-Soltani, Generalsekretär des iranischen Stahlproduzentenverbands, nannte die Entscheidung „unprofessionell und schädlich“. Er appellierte an Präsident Massoud Pezeshkian und dessen Stellvertreter, persönlich einzugreifen, um eine Krise zu verhindern. Auch Saeed Zarandi, Geschäftsführer des Stahlkonzerns Mobarakeh in Isfahan, warnte vor den Folgen: Die Strompreise seien seit 2019 um das 28-fache gestiegen und könnten dieses Jahr das 35-fache erreichen. Stromausfälle und steigende Kosten gefährdeten die Rentabilität großer Industrieunternehmen.
Laut Experten steigt der Stromverbrauch in Iran jährlich um etwa sieben Prozent, also rund 5.000 Megawatt. Der Energiesektor sei jedoch seit Jahren unterfinanziert, sodass es heute sowohl im privaten als auch im industriellen Bereich regelmäßig zu Ausfällen komme.
Die Stromknappheit wirkt sich mittlerweile auch massiv auf das öffentliche Leben in Iran aus. So wurde die tägliche Unterrichtszeit an Schulen auf 6 bis 13 Uhr reduziert. Auch die Arbeitszeiten von Behörden wurden verkürzt, und in mehreren Provinzen wurden die Donnerstage vorerst als arbeitsfrei deklariert.
Ölminister Mohsen Paknejad sagte zur Energiekrise: „Die Kapazität der Stromproduktion des Landes ist begrenzt – wir müssen den Verbrauch regulieren.“ Für den kommenden Winter erwarte er erneut „sehr schwierige Bedingungen“.
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