Sicherheitskräfte verhindern Gedenkfeier für ermordete Schriftsteller in Iran

Berichten aus Iran zufolge haben Sicherheitskräfte die Abhaltung der 26. Gedenkfeier für die ermordeten Schriftsteller Mohammad Mokhtari und Mohammad Jafar Pouyandeh verhindert. Beide waren Opfer der sogenannten Kettenmorde, einer Serie gezielter Tötungen von Intellektuellen und Dissident*innen durch die Sicherheitsapparate der Islamischen Republik in den 1990er Jahren.

Barbad Golshiri, der Sohn des Schriftstellers Houshang Golshiri und ein Mitglied des Verbands iranischer Schriftsteller*innen, schrieb am Freitag, dem 6. Dezember, auf der Plattform X (ehemals Twitter), dass Sicherheitskräfte mit „Geschrei, Beleidigungen und Drohungen“ Menschen daran gehindert hätten, den Friedhof Imamzadeh Taher in Karaj zu betreten, um an der Gedenkfeier teilzunehmen.
Golshiri erklärte weiter, dass die Sicherheitskräfte „die gesamten Straßen rund um den Friedhof und das angrenzende Parkgelände abgeriegelt“ hätten.

Einschüchterung und Drohungen

Der Verband iranischer Schriftsteller*innen berichtete, dass die Sicherheitskräfte sogar die Witwe von Mohammad Mokhtari, Maryam Hosseinzadeh, daran gehindert hätten, das Grab ihres Mannes zu besuchen. Sie wurde demnach „mit der Androhung einer Festnahme gezwungen, im Auto zu bleiben“.

In einem Bericht des Verbands heißt es, dass die Sicherheitskräfte nicht nur den Zugang zum Friedhof versperrt hätten, sondern auch „Kennzeichen der Fahrzeuge von Anwesenden fotografierten, sie mit Gewaltandrohungen einschüchterten und schließlich die Versammlung vollständig auflösten“.

Dies sei kein Einzelfall: Bereits im vergangenen Jahr verhinderten die Behörden eine ähnliche Gedenkveranstaltung. Seit 2016 sei es, so der Verband, mit Ausnahme eines Jahres „nicht mehr möglich gewesen, am Grab dieser mutigen Schriftsteller zusammenzukommen“.

Die Sicherheitsdienste der Islamischen Republik entführten und ermordeten Mohammad Mokhtari und Mohammad Jafar Pouyandeh im Dezember 1998. Beide waren prominente Mitglieder des Verbands iranischer Schriftsteller*innen und setzten sich für die Meinungsfreiheit und gegen die staatliche Zensur ein.

Die Kettenmorde zielten darauf ab, Intellektuelle, Schriftsteller*innen und politische Dissident*innen, die sich kritisch gegenüber dem Regime äußerten, systematisch zu eliminieren. Neben Mokhtari und Pouyandeh zählen auch Dariush Forouhar, der Vorsitzende der Nation Party of Iran, und seine Frau Parvaneh Forouhar zu den bekanntesten Opfern.

Die öffentliche Empörung über diese Mordserie zwang das iranische Ministerium für Nachrichtenwesen, einen der Geheimdienste des Landes, schließlich, seine Verwicklung in die Verbrechen einzugestehen. Dies führte zur Entlassung des damaligen Ministers und zur Festnahme mehrerer Tatbeteiligter.

Foto: Social Media

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