Sechs Selbstmorde von Schüler*innen in einem Monat

In der iranischen Stadt Ramhormoz hat sich am Freitagabend eine 15-jährige Schülerin erhängt. Laut dem lokalen Nachrichtenportal Asre Jonoub war dies der sechste Selbstmord unter Schüler*innen der Stadt im vergangenen Monat.

Die Kleinstadt Ramhormoz mit 100.000 Einwohnern liegt in der südostiranischen Provinz Chuzestan. Der Gouverneur von Ramhormoz, Arash Ghanbari, bestätigte am Montag die Meldung. Ein Expertenteam werde den Vorfall untersuchen.

Die Hintergründe des jüngsten Suizids sind noch unklar. Eine andere Schülerin soll sich im vergangenen Monat das Leben genommen haben, weil ihre Eltern ihr kein Handy kaufen konnten und sie deswegen nicht in der Lage war, am Online-Unterricht teilzunehmen, zitierte Asre Jonoub den Direktor des städtischen Schulwesens, Rahim Rostami.

In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über Selbstmordfälle unter iranischen Schüler*innen berichtet. Den psychischen Druck, aus finanziellen Gründen kein Handy zu haben und deshalb nicht am Unterricht teilnehmen zu können, sollen nicht alle Kinder aus armen Verhältnissen aushalten können, heißt es in inoffiziellen Berichten.

Im September sorgten Berichte über den Selbstmord eines 11-jährigen Schülers in der Stadt Dayyer in der Provinz Bushehr im Süden des Landes für Aufsehen. Auch seine Familie konnte sich kein Handy für den Unterricht leisten.

Aufgrund der Coronakrise setzen die Schulen im Iran ihr Unterrichtsprogramm weitgehend im Internet fort. Die Infrastrukturen sind jedoch nicht überall vorhanden. Funklöcher, fehlende Endgeräte beziehungsweise Internetanschlüsse stellen Schüler*innen und Lehrkräfte vor große Hürden.

In Ramhormoz gibt es nach offiziellen Angaben 27.000 Schüler*innen – davon sind mindestens 4.000 aus den genannten Gründen vom Online-Unterricht ausgeschlossen.

Zur Startseite

Dieser Beitrag kann Sie auch interessieren:

Soziale Folgen der Corona-Pandemie im Iran