Schulanfang im Iran im Schatten von Lehrer- und Schülerprotesten

Der iranische Präsident Ibrahim Raisi hat in der Stadt Baharestan in der Provinz Teheran das neue Schuljahr eingeläutet. Zeitgleich kritisierten verschiedene Lehrergewerkschaften und Bildungsorganisationen die Mängel im iranischen Bildungssystem, die fehlende Sicherheit an den Schulen, die Vergiftungen von Schülerinnen im vergangenen Jahr und die zahlreichen Entlassungen von Lehrer*innen.

Berichten zufolge wurden in den vergangenen Monaten mindestens 110 Schüler*- und 43 Lehrer*innen in verschiedenen Städten des Landes aus politischen Gründen zu Gefängnisstrafen oder Peitschenhieben verurteilt. Zudem soll ein Viertel der Erstklässler*innen die Schulen aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihrer Familien verlassen haben.

Laut dem Telegram-Kanal des Koordinationsrates der Lehrergewerkschaften des Iran erklärte die Lehrergewerkschaft Kurdistan: „Nach den Protesten und der Unzufriedenheit der Bürger*innen im vergangenen Jahr und dem Lehrerstreik zum Schutz der Schule und der unter Druck gesetzten Schüler*innen wurden 350 Lehrer*innen aus Kurdistan entlassen.“ In der Erklärung der Lehrergewerkschaft Kurdistan heißt es zudem, dass „Hunderte von Schülerinnen chemischen Angriffen ausgesetzt waren und Tausende unschuldiger Mädchen Atemwegsprobleme, Hautsensibilität, neurologische Störungen, Schulphobie und vieles mehr erlebt haben. Die Schulen wurden zu Orten militärischer und paramilitärischer Präsenz, so dass es manchmal so schien, als ob die Bildungsverwaltung an die Militär- und Sicherheitskräften übergeben wurde.“

Berichten der Nachrichtenwebsite Tejarat-News zufolge haben sich mehr als ein Viertel der Erstklässler*innen immer noch nicht in der Schule angemeldet. Die Autoren der Berichte bezeichnen dies als Alarmzeichen. Laut dem Bildungsministerium haben im vergangenen Schuljahr mehr als 1,2 Million Kinder die Schule vorzeitig verlassen, 17 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bei den landesweiten Protesten im Herbst 2022 sollen etwa 30 protestierende Schüler*innen von Sicherheitskräften erschossen worden sein. Zudem seien zwölf Kinder und Jugendliche inhaftiert worden, deren Angehörige während der landesweiten Proteste im letzten Jahr getötet wurden.

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