Neue Saison der Iranischen Fußball-Liga beginnt ohne Zuschauer im Stadion
Mit dem Anpfiff zur neuen Saison der iranischen Fußball-Liga werden keine Zuschauer*innen die Stadien betreten dürfen. Das verkündeten iranische Behörden unter Berufung auf Sicherheitsbedenken. Hinter dieser offiziellen Begründung verbirgt sich jedoch eine kontroverse Debatte um die Geschlechtergerechtigkeit beim Stadionbesuch.
Die Saison begann am Mittwochabend, den 9. August. Ursprünglich sollten die Spiele bereits am 3. August in Anwesenheit von männlichen und weiblichen Zuschauern in den Stadien beginnen. Doch der Start wurde unerwartet verschoben – offiziellen Angaben zufolge, weil „die notwendigen Voraussetzungen nicht geschaffen wurden“.
Kamal Sadat, der Generaldirektor für Sicherheit der Provinz Teheran, sagte in diesem Zusammenhang auf der Sitzung der Sportkommission der Provinz: „Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden die Fußballspiele im Azadi-Stadion bis auf weiteres ohne Zuschauer stattfinden.“
Er fuhr fort: „Aufgrund verschiedener Probleme, darunter der Mangel an notwendiger Infrastruktur im Azadi-Stadion, wurden die Verantwortlichen aufgefordert, den vollständigen Wiederaufbau des Stadions zu beschleunigen. Um Zwischenfälle zu vermeiden und die Sicherheit der Zuschauer zu gewährleisten, wurde beschlossen, dass die Turniere bis auf weiteres ohne Zuschauer ausgetragen werden.“
Vieles deutet allerdings darauf hin, dass diese Erklärung nur als Vorwand dient, um Frauen den Zutritt in die Fußballstadien zu verwehren. In der Vergangenheit ist es Frauen im Iran verboten wurden, Fußballspiele live im Stadion zu verfolgen. Kritiker*innen sehen die jetzige Begründung als Fortsetzung dieser restriktiven Praxis an.
In der vergangenen Woche hatte Soheil Mehdi, der Leiter des Wettbewerbskomitees der iranischen Erstliga-Organisation, die Verschiebung des Saisonstarts so begründet: „Angesichts der Tatsache, dass die Infrastruktur des Stadions nicht für die Anwesenheit von Frauen bereit ist, haben wir gedacht: Wenn die Spiele mit einer Verzögerung von einer Woche stattfinden, werden die Voraussetzungen der Anwesenheit von Frauen erfüllt.“ Er behauptet, die Zulassung von Frauen in den Stadien sei das Hauptanliegen des Verbandes und der Liga-Organisation.
Der Weltfußballverband (FIFA) hat bereits seine Besorgnis über die Geschlechterdiskriminierung im Iran geäußert. Sollte Frauen weiterhin der Zugang zu den Fußballstadien verwehrt werden, könnte dies ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, warnt die FIFA.
Frauen im Iran kämpfen seit Jahren für ihr Recht, Fußballspiele im Stadion zu besuchen. Im Jahr 2019 wurde das Verbot teilweise gelockert und es war Frauen gestattet, einige Spiele im Azadi-Stadion in Teheran zu besuchen. Doch die jüngsten Entwicklungen werfen Zweifel auf, ob diese Öffnung tatsächlich nachhaltig ist oder ob sie wieder rückgängig gemacht wird.
Während die iranische Fußball-Liga in die neue Saison startet, bleibt abzuwarten, wie die Behörden auf den internationalen Druck reagieren werden, insbesondere auf die Warnungen der FIFA. Die Frage der Geschlechtergerechtigkeit im Stadionbesuch wird zweifellos weiterhin im Fokus stehen und den Verlauf der Saison begleiten.
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