Narges Mohammadis Botschaft aus dem Gefängnis: Unterdrückung ist Teil der Geschichte Irans
Kiana Rahmani, Tochter der Menschenrechtsaktivistin und Trägerin des Friedensnobelpreises 2023 Narges Mohammadi, hat am Samstag, den 9. Dezember, bei einer Pressekonferenz die Botschaft ihrer Mutter zur Situation der Medienschaffenden im Iran verlesen. Zu dieser Pressekonferenz waren der Ehemann und die Kinder von Narges Mohammadi einen Tag vor der Verleihung des Friedensnobelpreises in der norwegischen Hauptstadt Oslo angereist. In Mohammadis Botschaft, in der die fünf inhaftierten iranischen Journalistinnen Elaheh Mohammadi, Niloufar Hamedi, Vida Rabani, Saeideh Sheikhi und Nasim Sultan Bigi namentlich genannt werden, heißt es: „Die Dunkelheit und die Unterdrückung der Journalist*innen sind ein Teil der Geschichte des Leidens im Iran.“
Mohammadi erinnerte jedoch daran, dass die Arbeit der Journalist*innen auch in diesen schwierigen Zeiten fortgesetzt wird und ein Teil des „Widerstands“ des iranischen Volkes ist. Die Unterdrückung von Medienschaffenden habe mit der Gründung der „selbstherrlichen“ Islamischen Republik begonnen. In 20 Jahren seien mindestens 200 Zeitungen geschlossen und etwa 800 Journalist*innen von den Sicherheitsbehörden vorgeladen und inhaftiert worden.
Die Friedensnobelpreisträgerin dankte den internationalen Medien für ihre wichtige Rolle bei der Übertragung der Stimmen des iranischen Volkes, der Journalist*innen und der Menschenrechtsaktivist*innen: „Freie Medien sind die besten Verbündeten des iranischen Volkes im Kampf gegen die zerstörerische Autokratie der Islamischen Republik.“
Die Zeremonie zur Verleihung des Friedensnobelpreises findet am Sonntag, den 10. Dezember, in Oslo statt. Taghi Rahmani, der Ehemann von Mohammadi, sowie ihre gemeinsamen Kinder Kina und Ali waren bereits am Freitag in Oslo eingetroffen, um stellvertretend den Preis entgegenzunehmen.
Kiana Rahmani sagte am Samstag bei der Pressekonferenz, sie sei nicht sehr optimistisch, ihre Mutter in naher Zukunft zu sehen, die sie zuletzt vor acht Jahren getroffen habe: “Ich denke, ich werde sie nicht wiedersehen können. Aber es spielt keine Rolle, denn meine Mutter ist immer in meinem Herzen und in unserer Familie lebendig.“ Mohammadis Sohn Ali Rahmani erklärte, dass er seit seiner Kindheit akzeptiert habe, dass seine Familie getrennt sei. Er äußerte jedoch optimistische Erwartungen, seine Mutter wiederzusehen, und fügte hinzu: „Wenn wir sie nicht wiedersehen, sind wir immer stolz auf sie und setzen unseren Kampf fort.“
Taghi Rahmani sagte in dem Gespräch mit Journalist*innen, dass die Verleihung des Friedensnobelpreises den Druck auf seine Frau erhöhe, aber gleichzeitig „Raum für die Reflektion der Stimmen des iranischen Volkes“ schaffe.
Mohammadi sitzt eine zehnjährige Haftstrafe im Teheraner Evin-Gefängnis ab. Sie hatte kurz vor der Verleihung ihres Nobelpreises am Samstag, den 9. Dezember, angekündigt, sich dem Hungerstreik von Mahvash Sabet und Fariba Kamalabadi, bahaiischen Gefangenen im Iran, anzuschließen.
Bereits am 4. Dezember hatte sie in einem Brief, der aus dem Gefängnis geschmuggelt und vom staatlichen schwedischen Sender SVT veröffentlicht wurde, erklärt, dass sie ihren Kampf für Menschenrechte fortsetzen werde, selbst wenn dies ihren Tod bedeuten würde.
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