Mohammad Rasoulofs Erklärung zu seiner Flucht aus Iran
Mohammad Rasoulof hat am 13. Mai den Iran verlassen. Der prominente iranische Regisseur war zuvor zu acht Jahren Gefängnis und Peitschenhieben verurteilt worden. In seinem letzten Film „The Seed of the Sacred Fig“ behandelt Rasoulof die „Frauen, Leben, Freiheit“-Bewegung im Iran, die im September 2022 begann und in unterschiedlichen Formen bis heute weitergeht. Einem kurzem Video zufolge flüchtete Rasoulof über eine bergige Grenzregion. Das Video veröffentlichte er mit einer Erklärung auf seinem Instagram-Account. Iran Journal dokumentiert den Wortlaut der Erklärung:
„Vor sieben Jahren habt Ihr zum wiederholten Male meinen Pass konfisziert. Vor zwei Jahren habt Ihr zum zweiten Mal mein Haus gestürmt und alles mitgenommen, was Ihr konntet.
Letztes Jahr waren wir mit meinem Anwalt mehrmals bei verschiedenen Behörden, aber Ihr habt gesagt, ich hätte kein Recht auf einen Reisepass. Ihr wusstest nicht, dass meine Identität nicht nur ein Pass ist.
Wenn Ihr glaubt, dass die Grenzen des Iran in Euren Händen liegen, dann schlaft Ihr tief. Wenn der geographische Iran unter den Stiefeln Eurer religiösen Tyrannei leidet, lebt der kulturelle Iran im gemeinsamen Gedächtnis von Millionen von Iraner:innen, die wegen der Unterdrückung und Barbarei Eurerseits gezwungen waren, den Iran zu verlassen, und keine Macht kann dem kulturellen Iran ihren Willen aufzwingen. Ab heute bin ich Bewohner des kulturellen Iran. Ein grenzenloses Land, das Millionen Iraner:innen mit alter Geschichte und Kultur in jeder Ecke der Welt gebaut haben. Und sie warten ungeduldig darauf, Euch und Eure Unterdrückungsmaschinerie in der Geschichte zu begraben. Dann beginnt wie Phönix aus der Asche ein neues Leben im geographischen Iran.
Was ich bisher durchgemacht habe, darüber werde ich bei einer besseren Gelegenheit erzählen. Jetzt muss ich noch schnell die Postproduktion von „The Seed of the Sacred Fig“ zu Ende bringen.
Ich bin Freunden, Verwandten und Menschen dankbar, die mir freundlich und selbstlos geholfen haben, die Grenze zu überqueren und einen sicheren Ort auf dieser schwierigen und langen Reise zu erreichen. Ich lebe, um zu erzählen.“♦
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