Erneut Lastenträger von Grenzpolizei erschossen
Drei am Donnerstag im Grenzgebiet der iranischen Provinz West-Aserbaidschan erschossene Lastenträger sollen von der Grenzpolizei ohne Vorwarnung getötet worden sein. Das berichtete das iranische Nachrichtenportal Rouydad24 am Samstag unter Berufung auf Angehörige der Getöteten.
Der Kommandant der Grenzpolizei der Provinz, Yahya Hosseinkhani, hatte die drei Männer am Freitag als „bewaffnete Eindringlinge“ beschrieben. Sie seien beim illegalen Grenzübertritt aus dem Nordirak von den Beamten erschossen worden, hatte Hosseinkhani vor Journalisten gesagt. Ein weiterer Lastenträger soll kürzlich in Piranschahr ebenfalls in West-Aserbaidschan erschossen worden sein, berichtete Rouydad24 weiter.
Lastentragen ist in den unterentwickelten Kurdengebieten im Westiran aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit dort weitverbreitet. Lastenträger passieren meistens zu Fuß die Grenze zum Irak durch schwer zugängliche Gebirge und schmuggeln Ware in den Iran – vor allem Elektrogeräte, Kleidung, Tabakwaren und Tee. Oft stürzen sie ab, werden von Schneelawinen getötet oder von Beamten der Grenzkontrolle erschossen. Die Menschenrechtsorganisation Hengaw zählte allein im August 31 Todes- und Verletzungsfälle. Laut dem Kurdistan Human Rights Network gab es 2019 mindestens 79 Todesfälle.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Töten der Lastenträgern durch Grenzschützer vehement. Auch in der farsisprachigen Netzcommunity gab es Anfang August zum wiederholten Mal eine großangelegte Onlinekampagne dagegen. Bei einem illegalen Grenzübergang oder anderen Gesetzwidrigkeiten solle gerichtlich verfahren und nicht geschossen werden, kritisierte neuerdings auch Rasoul Khezri, der Parlamentsabgeordnete des kurdischen Wahlkreises Sardasht im Westiran.
Die iranische Regierung hat bislang keine spürbaren Entwicklungen in den betroffenen Gebieten herbeigeführt. Der wirtschaftliche Druck der vergangenen Jahre hat wiederum zur Verbreitung der Schmuggelaktivitäten beigetragen.