Jüdische Bürger*innen nach Social-Media-Aktivitäten vorgeladen
Mehrere Mitglieder der jüdischen Gemeinde Irans sind nach Angaben ihres Parlamentsvertreters Homayoun Sameh Najafabadi von den Sicherheitsbehörden vorgeladen worden. Grund seien angeblich „unangemessene Kommentare“ oder Interaktionen mit israelischen Accounts in sozialen Netzwerken.
In einem am 8. Dezember veröffentlichten offenen Brief an die jüdischen Gemeinde hatte Najafabadi vor der Interaktion mit persischsprachigern israelischen Social-Media-Kanälen gewarnt und die Gemeinde aufgefordert, diese umgehend zu verlassen, um „rechtliche Probleme zu vermeiden“.
Der Abgeordnete, der die jüdische Minderheit im Islamischen Parlament (Majlis) vertritt, schrieb, das Anklicken oder Kommentieren „falscher Inhalte“ habe bei den Geheimdiensten der Islamischen Republik zu „Missverständnissen“ geführt.
„Wenn Sie ungewöhnliche, sensible oder missverständliche Likes oder Kommentare gepostet haben, löschen Sie diese bitte so schnell wie möglich“, heißt es in seinem Schreiben.
Najafabadi erwähnte insbesondere die offiziellen Social-Media-Konten der israelischen Armee, mit denen einige jüdische iranische Nutzer*innen interagiert hätten.
Die Warnung kommt vor dem Hintergrund zunehmender Repressionen gegen religiöse Minderheiten seit dem zwölf Tage dauernden Krieg zwischen Iran und Israel im Sommer.
Nach einem Bericht der israelischen Zeitung Jerusalem Post vom 30. November wurden seitdem mehrere Dutzend jüdische Iraner*innen wegen angeblicher „Zusammenarbeit mit Israel“ festgenommen. Allein im Sommer sollen demnach über 700 Jüdinnen und Juden, darunter auch religiöse Führungsfiguren, inhaftiert worden sein.
Laut dem Bericht genügt teils schon ein entfernter Verwandtschaftsbezug zu israelischen Staatsbürger*innen, um Verhöre oder Festnahmen auszulösen.
Die jüdische Gemeinde in Iran zählt heute schätzungsweise zwischen 8.000 und 10.000 Mitglieder und gilt als eine der ältesten der Welt. Ihre religiösen Aktivitäten sind offiziell erlaubt, doch in der Praxis leben viele unter ständiger Beobachtung durch staatliche Stellen.
Foto: Etemad Online
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