Islamischer Staat übernimmt Verantwortung für Attentat in Kerman

Einen Tag nach den Explosionen auf einer Gedenkveranstaltung in Kerman setzen sich die Reaktionen im Iran fort. Bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Trauerfeier für Qassem Soleimani, den 2020 im Irak von einer US-Drohne getöteten Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde, hatte es am Mittwoch 84 Tote und 284 Verletzte gegeben. Der Nationale Sicherheitsrat des Iran forderte in einer Sitzung am Donnerstag, den 4. Januar, eine „schnelle Identifizierung und Bestrafung der Drahtzieher und Akteure“ des Anschlags. Vermutungen über die Verantwortlichen für den Bombenanschlag äußerte der Nationale Sicherheitsrat iranischen Medien zufolge nicht. Er betonte in seiner Erklärung lediglich, dass die Nachrichtendienste Hinweise auf die Drahtzieher dieser „terroristischen Anschläge“ schnell verfolgen und die Verantwortlichen identifizieren sollten.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat sich am Donnerstagabend die Terrormiliz „Islamischer Staat“ für das Attentat verantwortlich erklärt. In der Erklärung des IS sollen demnach die Namen von zwei Mitgliedern der Gruppe veröffentlicht worden sein, die sich als Selbstmordattentäter in der Menschenmenge, die sich zur Teilnahme an der Zeremonie zum Todestag von Soleimani versammelt hatte, in die Luft gesprengt hätten. 

Iranische Funktionäre hatten zuvor die USA und Israel beschuldigt. Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, hatte diese Anschuldigungen als „lächerlich“ bezeichnet und auch Vermutungen über eine Beteiligung Israels an dem Attentat zurückgewiesen.

Heute äußerte sich auch Gholamhossein Mohseni-Ejei, der Chef der iranischen Justiz, zu dem Vorfall in Kerman. „Ohne Zweifel werden die Drahtzieher und Akteure dieses Verbrechens auf die entsprechende Weise bestraft werden“, sagte er. Die den Revolutionsgarden nahestehende Nachrichtenagentur Fars berichtete, es stünden „unterschiedliche Gruppen“ in Verdacht, „von einheimischen und ausländischen organisierten salifistischen Gruppen bis hin zu neuen terroristischen Gruppen“. Diese hätten sich besonders im letzten Jahr „unter der direkten oder indirekten Anleitung der Geheimdienste des Feindes entwickelt“.

Mahmoud Amiri-Moghaddam, der Leiter der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights, verurteilte den Angriff und erklärte: „Die Menschen im Iran sind erneut Opfer einer ineffizienten und korrupten Regierung geworden, deren sogenannte Sicherheitskräfte ihre Ressourcen für die Unterdrückung der Bürger wegen ihrer Bekleidung oder abweichenden Denkens verwenden, anstatt ihre Sicherheit zu gewährleisten.“ Er befürchte, „dass die Regierung wie in der Vergangenheit unter dem Vorwand dieses terroristischen Aktes die Zahl der Hinrichtungen und die Unterdrückung der Bürger erhöhen wird“.

Iranische Bürger*innen reagieren in den sozialen Netzwerken mit Skepsis auf die Verlautbarungen des iranischen Regimes. Manche vermuten, dass die Islamische Republik möglicherweise selbst in die Explosionen verwickelt sei. Einige Nutzer*innen werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum die Familie von Qassem Soleimani und andere Kommandeure der Revolutionsgarde nicht an der Gedenkveranstaltung zu seinem Todestag in Kerman teilgenommen hatten. 

Ein politischer Aktivist im Iran schreibt auf X (ehemals Twitter): „Die Verantwortung für diese Art von Massakern liegt immer bei den Mullahs, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist.“

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