Iran Kino, Filmemacherinnen gegen sexuelle Belästigung, Iranische Filmindustrie

Frauen aus der Filmbranche im Iran protestieren gegen sexuelle Gewalt

Mehrere Hundert Frauen aus der Filmbranche im Iran haben in einer gemeinsamen Erklärung gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen protestiert. In den vergangenen Jahren seien Fälle der sexuellen Belästigungen in der iranischen Filmindustrie trotz ihrer Offensichtlichkeit ignoriert worden, heißt es in dem am Wochenende in den Sozialen Netzwerken veröffentlichten Schreiben.

Demnach nutzt jede Person mit Macht und Ruhm in der Branche ihre Position aus, um Frauen zu schikanieren, zu bedrohen, zu beleidigen, zu demütigen beziehungsweise ihnen gegenüber übergriffig zu werden. Die Unterzeichnerinnen stellen zudem fest, dass das Ungleichgewicht von Macht und Möglichkeiten in der iranischen Filmindustrie zu „systematischer“ Gewalt gegen Mitarbeiterinnen führe. Täter hätten demnach keinerlei Konsequenzen zu befürchten.

Die Filmemacherinnen schlagen die Gründung eines unabhängigen Untersuchungskomitees innerhalb ihres Berufsverbands vor. International bekannte Schauspielerinnen und Regisseurinnen wie Niki Karimi, Pouran Derakhshandeh, Taraneh Alidoosti und Tahmineh Milani haben die Erklärung unterschrieben.

Der Branchenverband Khane Cinema (Haus des Kinos) hat bislang nicht auf die Erklärung reagiert. Dagegen hat der Direktor des staatlichen Medienkonzerns Hamshahri, Mohsen Mahdian, die Unterzeichnerinnen als „neoliberale Papageien“ bezeichnet. Sie imitierten die Me too-Kampagne, schrieb er auf Twitter. Mit „liberal“ beziehungsweise „neoliberal“ grenzen sich die Ultrakonservativen im Iran von westlich-orientierten Kräften und Schichten abwertend ab.

Iranische Frauen berichten immer wieder über sexuelle Belästigung auf der Arbeit. In der vergangenen Woche hatte eine ehemalige Regieassistentin, die mittlerweile im Ausland lebt, einem berühmten Schauspieler vorgeworfen, sie während der Dreharbeiten wiederholt genötigt und schikaniert zu haben. Dies löste in den Sozialen Netzwerken erneut eine große Diskussion über das Thema aus.

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