Gewerkschaft kritisiert mangelnde Reaktion der Behörden auf Arbeitsunfälle
Der Präsident des Verbands der Bauarbeitergewerkschaften im Iran, Akbar Shokat, hat die Behörden des Landes scharf kritisiert, weil sie die Probleme der Bauarbeiter in der Sommerhitze ignorierten. Er erklärte, dass die extreme Hitze nicht nur die Zahl der Todesfälle am Arbeitsplatz erhöhe, sondern auch zu schweren Unfällen wie Amputationen und Rückenmarksverletzungen führe.
Am Donnerstag, dem 20. Juni, sagte Shokat gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur ILNA, dass die Hitze ein wesentlicher Faktor für die Zunahme von Arbeitsunfällen auf Baustellen sei. Insbesondere in Südiran führe die extreme Hitze zu einem Energieverlust und Konzentrationsmangel bei den Arbeitern.
Shokat betonte: „In der heißen Jahreszeit sollten Stahlträger mit Maschinen und unter Einhaltung von Sicherheitsvorschriften transportiert werden. Letztes Jahr hatten wir mehrere Unfälle, bei denen Arbeiter beim Transport von Stahlträgern auf Stromleitungen trafen und durch Stromschläge starben.“
Er fügte hinzu: „In anderen Ländern werden Lasten über 20 Kilogramm bereits mit Gabelstaplern transportiert, während in Iran immer noch 50-Kilogramm-Säcke von Arbeitern getragen werden, was nicht nur gefährlich ist, sondern auch zu Bandscheibenvorfällen führt.“
Shokat schlug vor, in Sommerzeiten die Arbeit in zwei Schichten zu teilen, sodass mindestens fünf Stunden von vormittags bis nachmittags pausiert werden könne, um Hitzschläge und andere hitzebedingte Schäden zu vermeiden. „In vielen Projekten weltweit ist es möglich, mit ausreichender Beleuchtung auch nachts zu arbeiten, aber in Iran haben die meisten Projekte diese Möglichkeit nicht“, sagte er.
Shokat kritisierte auch, dass viele Arbeitgeber nicht für sauberes und kühles Trinkwasser für die Arbeiter sorgten. Er wies darauf hin, dass die meisten Unfälle auf Gerüsten im Sommer passierten. „Wir haben das Arbeitsministerium wiederholt gebeten, sichere Gerüstmodelle zu übernehmen und deren Installation zur Bedingung für den Erhalt von Baugenehmigungen zu machen“, sagte er.
Ali Ziaei, Sprecher der Gerichtsmedizin erklärte im April dieses Jahres: „Stürze aus der Höhe machen den größten Anteil an den Todesfällen durch Arbeitsunfälle aus.“ Ziaei fügte hinzu, dass die Zahl der Arbeitsunfälle zwischen März 2023 bis März 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent gestiegen sei. „Im vergangenen Jahr starben 983 Arbeiter durch Stürze aus der Höhe, was 46,5 Prozent der gesamten Todesfälle durch Arbeitsunfälle ausmacht.“
Unabhängige Arbeiterorganisationen und -verbände warnen seit langem vor der hohen Zahl an Todesfällen und Verletzungen von Arbeitern in Iran aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen. Die offiziellen Statistiken spiegeln nach Ansicht der Aktivist*innen nicht das volle Ausmaß des Problems wider.
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