Freiheitsstrafe für Schauspielerin; erhöhter Druck auf Künstler*innen

Die Schauspielerin Leyla Bolutak ist im Iran wegen Verstoßes gegen die Hijab-Pflicht zu zehn Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden. Ihr wurden Verletzung der öffentlichen Moral und Tugend durch das Abnehmen des Kopftuchs und die Verbreitung von Bildern davon vorgeworfen. Bolutak hatte in ihrer Instagram-Story mehrmals Fotos von sich selbst ohne Kopftuch, aber oft mit einer Kappe auf dem Kopf veröffentlicht. Neben der Freiheitsstrafe hat das Gericht die Schauspielerin zu zwei Jahren Verbot der Schauspiel- und Werbetätigkeiten in Massenmedien einschließlich inländischer und ausländischer Plattformen; zwei Jahren Ausreiseverbot; fünf Jahren Verbot aller Aktivitäten im virtuellen Raum.  Im Zuge der landesweiten Proteste im letzten Jahr haben sich viele Künstler*innen mit den Protestierenden solidarisiert und Dutzende haben ihr Kopftuch öffentlich abgelegt.

Gleichzeitig hat der stellvertretende Minister für Islamische Führung, Seyed Mohammad Hashemi, stärkeren Druck auf protestierende Künstler*innen angekündigt. Einige von ihnen hätten Gesetze missachtet und durch „Respektlosigkeit und Unmoral die Sicherheit des Landes aufs Spiel gesetzt“. Ihnen gegenüber würden „rechtliche Maßnahmen“ ergriffen werden. „Einige Schauspieler*innen oder Künstler*innen“ würden deshalb keine Erlaubnis mehr erhalten, in “verschiedenen Bereichen aktiv zu sein“, so der stellvertretende Minister. 

Mehrere Medien berichteten, dass die Sängerin Niousha Ghorbani während eines Konzerts ihrer Band Otagh am Montag, den 17. Juli, verhaftet worden sei. Demnach wurde Ghorbani von Personen in Zivilkleidung festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. In den letzten Tagen wurden mehrere Berichte über verstärkten Druck der Regierung auf Musiker*innen veröffentlicht. 

Die Staatsanwalt in der südwestiranischen Provinz Khuzestan hat die Schließung eines Konzertsaals in Ahvaz und die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den Sänger Naematollah Aghasi bekanntgegeben. In Bandar-Abbas im Süd-Iran wurde am Sonntag, den 16. Juli, ein Konzert des Sängers Majid Salar wegen seiner angeblich „weiblichen Stimme“ und der „Anwesenheit von hijablosen Frauen“ im Saal abgesagt.

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