Niloufar Hamedi, Elahe Möhammadi, Landesweite Proteste Iran, Mahsa Amini

Fall Mahsa Amini: Breite Unterstützung für inhaftierte Berichterstatterinnen

Mehr als 300 iranische Journalist:innen haben am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung die Freilassung der beiden Journalistinnen gefordert, die die ersten Berichte über den Tod von Mahsa Amini verfasst haben. Niloufar Hamedi von der Tageszeitung Shargh hatte über den Fall berichtet, als Amini noch im Krankenhaus lag. Elahe Mohammadi von der Tageszeitung Hammihan reiste in die Geburtsstadt von Amini, Saqqez, und berichtete von dort über ihre Beisetzungszeremonie. Beide Journalistinnen wurden später festgenommen.

Hamedi und Mohammadi hätten „im Rahmen ihrer journalistischen Verantwortung“ gehandelt, betonten die Unterzeichner:innen der Erklärung. Den beiden Inhaftierten würde Rechtsbeistand verwehrt, während sie ohne stichhaltige Beweise vor einem juristischen Verfahren stünden.

Auch die Tageszeitungen Shargh und Hammihan sowie der Verband der Teheraner Journalist:innen kritisierten am Wochenende die Inhaftierung von Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi und verteidigten die Arbeit der Journalistinnen. Hintergrund ist eine am Freitag veröffentlichte gemeinsame Erklärung des iranischen Geheimdienstministeriums und der Geheimdienste der iranischen Revolutionsgarde, in der „ausländische Geheimdienste“ für die aktuellen Proteste im Iran verantwortlich gemacht werden. Sie werfen den beiden Journalistinnen vor, mit ausländischen Geheimdiensten in Verbindung zu stehen und von ihnen ausgebildet worden zu sein.

Diese Erklärung sorgte insbesondere in den Sozialen Netzwerken für großen Unmut. Das iranische Regime wolle trotz klarer Forderungen die wahre Gründe der Proteste nicht sehen und weise die Schuld wie gewöhnt „den Feinden“ zu, hieß es dort.
Mahsa Amini starb im September kurz nach ihrer Inhaftierung durch die sogenannte Sittenpolizei unter bislang ungeklärten Umständen. Ihr Fall hat landesweite Proteste gegen die Zwangsverschleierung und für Freiheit und Gleichberechtigung ausgelöst, die seit mittlerweile sechs Wochen anhalten.

Die Islamische Republik reagiert mit brutalen Niederschlagungen der Proteste und massenhaften Festnahmen von Journalist:innen und Aktivist:innen. Laut der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights sind bei den Unruhen bislang mindestens 253 Menschen getötet worden, darunter 34 Minderjährige.

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