Sepideh Rashno, Zwangsverschleierung, Schleierzwang, Iran

27.000 Euro Kaution für Sepideh Rashno

47 Tage nach ihrer Inhaftierung ist Sepideh Rashno am Dienstag gegen eine hohe Kaution vorübergehend frei gekommen. Dies berichteten ihr Rechtsanwalt und ihr Bruder auf Twitter. Die Kautionssumme beträgt demnach 800 Millionen Toman – mehr als 27.000 Euro.

Die 28-Jährige war nach einem Streit mit einer verschleierten Frau festgenommen worden. In einem Linienbus in Teheran hatte die Frau Rashno aufgefordert, ihr Kopftuch aufzusetzen. Während des Streits soll sie Rashno in die Hand gebissen haben. Beide Frauen haben den Vorfall gefilmt. Nach der Eskalation wurde die verschleierte Frau von anderen Fahrgästen aus dem Bus geworfen. Sie hatte Rashno gedroht, sie bei der Revolutionsgarde anzuzeigen.

Anfang der Woche hat die Gerichtsverhandlung gegen Rashno begonnen. Der Schriftstellerin und Lektorin werden „Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit durch Verbindungen ins Ausland sowie Propagandaaktivitäten gegen die Islamische Republik und Ermutigung zu Verdorbenheit und Unzucht“ vorgeworfen.

Rashnos Festnahme hat eine große Protestwelle in den Sozialen Netzwerken ausgelöst. Die iranische Justiz wurde kritisiert, die „Täterin“ ungestraft zu lassen, obwohl sie angeblich eine Person körperlich verletzt habe, und das Opfer festgenommen zu haben.

Nach mehreren Wochen Ungewissheit über ihren Zustand war in den Sozialen Netzwerken die Kampagne „Wo ist Sepideh“ organisiert worden. Anfang August wurde dann plötzlich ein Video mit „Geständnissen“ Rashnos von der Nachrichtenagentur des staatlichen iranischen Rundfunks veröffentlicht. Die sichtlich angeschlagene Schriftstellerin bedauert darin ihre Taten, während auf ihrem Gesicht deutliche Spuren von Misshandlung zu sehen sind. Kurz darauf berichtete das Nachrichtenportal der iranischen Menschenrechtsaktivisten, HRANA, dass Rashno bereits wenige Tage nach ihrer Inhaftierung nachts in Begleitung mehrerer Beamter in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. Dabei habe ihre Bauchhöhle auf innere Blutungen in Folge von Schlägen geröntgt werden sollen.

In den vergangenen Monaten sind im Iran polizeiliche Maßnahmen in Bezug auf die Einhaltung des Schleierzwangs intensiviert worden. Dabei halten die Proteste gegen die staatlichen Kleidervorschriften für Frauen an. Mitte Juli erschienen zahlreiche Iranerinnen im Rahmen einer Kampagne ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit.

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