Russische Lufthoheit im Iran

Und seit dem Vorfall in Chan Tuman halten sich die Iraner offenbar an diese Regelung. Das, was auf dem Boden passiert, wird und muss mit denjenigen koordiniert werden, die die Lufthoheit haben. Wie aber die Bodentruppe zusammengestellt ist, welche Nationalitäten und welche Kommandostrukturen sie hat, darüber können die Iraner bestimmen.
Und wenn es um Mobilisierung, Training und Bewaffnung von Milizen geht, sind die iranischen Revolutionsgarden unschlagbar. Auch das Reservoir, das unter ihrem Kommando agiert,scheint fast unbegrenzt . Dutzende irakische Milizen, die in den vergangenen zwei Jahren mit iranischer Hilfe wie Pilze aus dem Boden gesprossen sind, kämpfen unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden.
Stalingrad Aleppo

Mojtaba und Mostafa Bakhti, zwei Brüder aus der ostiranischen Mashad, die im syrischen Bürgerkrieg gefallen sind
Mojtaba und Mostafa Bakhti, zwei Brüder aus der ostiranischen Mashad, die im syrischen Bürgerkrieg gefallen sind

In Bagdad werben diese Milizen inzwischen offen für den Kampf in Syrien. Vom „Schutz der heiligen Schreine“ ist dabei schon lange keine Rede mehr, sondern vom Kampf gegen „Terroristen“. Und Aleppo ist längst zum Stalingrad dieses Krieges geworden. Dort geht es für alle Beteiligten nicht nur symbolisch, sondern strategisch um Sieg oder Niederlage. Die irakische Nujaba-Miliz, eine vom Iran gesponserte schiitische Truppe, kündigte in der vergangenen Woche an, 2.000 zusätzliche Kämpfer nach Aleppo zu schicken. Die irakische Hisbollah-Brigade hat nach eigenen Angaben bereits 1.000 Kämpfer verlegt.
Auffallend und aufsehenerregend ist vor allem, wie sich die libanesische Hisbollah für die Schicksalsschlacht um Aleppo vorbereitet. Diese wichtigste und mächtigste Miliz des Nahen Osten kündigte am 10. August, kurz nach Beginn der Einkesselung Aleppos, an, sie werde nicht nur ihre normale Truppe in Syrien verstärken, sondern auch das Sonderkommando Redouan in Bewegung setzen. Was Redouan, zu deutsch „Schatzhalter des Paradieses“, ist, beschrieb die Agentur Fars in einem ausführlichen Bericht am selben Tag: „Die Amerikaner mögen die Navy Seals, die Deutschen die GSG9 besitzen: Hizbollah hat Redouan“, schreibt die iranische Agentur in ihrem enthusiastischen Portrait: gut trainierte Heckenschützen, furchtlose Kämpfer und Spezialisten für den Häuserkampf.
Schutz für alle in Syrien Gefallenen
Mit Beginn der Blockade Aleppos kündigte Mohammad Ali Schahidi, Präsident des iranischen „Märtyrerverbandes“, an, sein Verband werde die Familien aller in Syrien Gefallenen unter den Schutzschirm nehmen – einerlei, woher sie kämen. Einzige Voraussetzung: Die Revolutionsgarde müssten den Namen des Gefallenen mitteilen. Familien unter der Fürsorge des Verbands genießen viele Privilegien: eigenes Heim, kostenlose Ausbildung der Kinder, medizinische Versorgung und ein sicherer Arbeitsplatz für den männlichen Nachwuchs. Und als erste wurden 400 afghanische Familien aufgenommen, deren Söhne und Väter in Syrien getötet wurden.
ALI SADRAZADEH
Auch diese Artikel können Sie interessieren:
Iran weiterhin im Schlepptau Russlands
Russland und Iran nach dem Atomdeal