Buhlen um die Exilanten

Auch in der Wissenschaft haben es viele weit gebracht, etwa Firouz Nadri, Direktor der Nasa Solarsysteme, oder Maryam Mirzakhani, die als erste Frau die begehrte Fields-Medaille erhielt, die als Nobelpreis der Mathematik gilt. Mirzakhani ist derzeit Professorin an Stanford-Universität. Einst besuchte sie die Teheraner Farzanegan-Mittelschule für Mädchen, die für besonders talentierte Schülerinnen gegründet wurde. Dennoch wird Teheran wohl noch lange auf die Rückkehr der erfolgreichen Schülerin warten müssen. Radikale Medien hatten die Mathematikerin kritisiert, weil sie bei der Preisverleihung ohne Kopftuch erschienen war.
Anwerbebarrieren in den USA
Doch ob Mirzakhani oder andere in den USA weilende WissenschaftlerInnen und Geschäftsleute in den Iran zurückkehren werden, ist noch aus anderen Gründen fraglich. Denn ein intensives Werben um diese „Köpfe“ ist in den USA für Rouhani sehr schwierig, da es zwischen den USA und dem Iran bekanntlich keine diplomatischen Beziehungen gibt. Außerdem braucht nach neuen US-Gesetzen jeder, der in den letzten drei Jahren den Iran besuchte, ein besonderes Visumsverfahren. Amerika bleibt für Rouhani also einstweilen ein schwieriges Terrain.

Maryam Mirzakhani
Die Mathematikerin Maryam Mirzakhani –  von islamischen Hardlinern im Iran getadelt, weltweit geehrt

Deshalb konzentriert sich die iranische Anwerbekampagne auf Europa. Hier findet man erheblich bessere Bedingungen. Nicht nur die geographische, sondern auch die politische Nähe ist viel günstiger. Im Gegensatz zu Amerika will Europa so schnell wie möglich in das vielversprechende Irangeschäft einsteigen und dabei könnten die hier weilenden AuslandsiranerInnen eine wichtige Rolle spielen. Sie bringen zudem ähnlich gute Voraussetzung mit wie die „Landsleute“ in den USA.
In allen europäischen Ländern gehören die EmigrantInnen aus dem Iran zu den gut integrierten und gebildeten EinwanderInnen – ein Eindruck, der auch in den Mehrheitsgesellschaften besteht.
Die „weltklugen“ Iraner
„Den weltklugen und gebildeten iranischen Taxifahrern in Köln” widmet der Philosoph Richard David Precht sein neues Buch „Erkenne die Welt“. Nach neuesten Erhebungen leben etwa 153.000 IranerInnen und Iranischstämmige in Deutschland – mehr als in jedem anderen europäischen Land. Das Berlin-Institut für Bevölkerung zeichnet in einer Studie aus dem Jahr 2015 ein ausgesprochen positives Bild von ihnen. Mit fünfzehn Indikatoren vergleichen die Autoren der Studie die Situation von MigrantInnen mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Und bei allen schneiden die IranerInnen besser als die Deutschen ab. Sie weisen den höchsten Anteil an Hochqualifizierten auf. Zwei Drittel haben eine Hochschulreife. Doppelt so viele wie bei den Deutschen sind AkademikerInnen, jedeR Vierte arbeitet in einem Vertrauensberuf, etwa als Arzt, Bankangestellter, Pädagoge oder in der Justiz.
Der zweite Juni – iranische Geschichte
Fortsetzung auf Seite 3