„Iran Airtour“ im Tiefflug

Die iranische Fluggesellschaft „Iran Airtour“ verliert immer mehr Kunden. Schuld ist vor allem der Verfall der iranischen Währung. Die Hintergründe der Krise.
Immer weniger Iraner können sich Flugtickets leisten. Allein in den vergangenen Monaten hat die iranische Fluggesellschaft “Iran Airtour“ etwa 40 Prozent ihrer Kunden verloren. Der Grund: Die Flugpreise stiegen innerhalb weniger Monate um bis zu 70 Prozent. „Um die leeren Plätze zu füllen, haben wir unsere Preise um 30 Prozent gesenkt“, sagte der Geschäftsführer von „Iran Airtour“, Sirous Baheri, der iranischen Nachrichtenagentur ISNA am 25. Januar.  „Iran Airtour“ wurde vor knapp 40 Jahren von der staatlichen iranischen Fluggesellschaft „Iran Air“ gegründet. Vor einem Jahr wurde sie privatisiert. Sie verfügt über zwölf Maschinen vom Typ McDonnell Douglas, auch als Boeing-MD bekannt. Vor kurzem importierte die Airline zwei Airbusse. Einen davon musste sie unterdessen zurückgeben – die Airline konnte den Kredit nicht

Immer weniger Iraner können sich die hohen Flugticketspreise leisten
Immer weniger Iraner können sich die hohen Flugticketspreise leisten

bezahlen. Auch der zweite Airbus sei derzeit ungenutzt, so Baheri, „da im Moment keine Versicherungsfirma die notwendigen Abschlüsse mit uns tätigen will“. Seit der Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen den Iran dürfen ausländische Versicherungsunternehmen keine Verträge mit iranischen Schiff- und Luftfahrtgesellschaften mehr abschließen.Dabei plante die Fluggesellschaft bis vor kurzem sogar, bis zu zwölf neue Airbusse zu kaufen. “Wir werden zunächst keine weitere Maschinen mehr ordern, sondern abwarten müssen, wie sich die heftigen Schwankungen in unserem Devisenkurs entwickeln“, sagt Baheri jetzt.Die iranische Regierung hat seit Monaten mit starken Schwankungen des Wechselkurses der Landeswährung zu kämpfen und bekommt das Problem nicht in den Griff. Im Jahr 2012 habe der iranische Rial gegenüber Euro und Dollar etwa 55 Prozent an Wert verloren, sagte kürzlich der iranische Abgeordnete Ahmad Tavakoli.
Überhöhte Treibstoffpreise
„Iran Airtour“ wurde vor einem Jahr privatisiert
„Iran Airtour“ wurde vor einem Jahr privatisiert

Einen weiteren Grund für die hohen Flugkosten sehen Wirtschaftsexperten in den angestiegenen Preisen für Kerosin.Durch den Wegfall staatlicher Subventionen seien die Spritpreise von 5 auf 22 Cent pro Liter gestiegen: „Die Kunden können aber nur 12 Cent pro Liter bezahlen“, sagte der Geschäftsführer der „National Iranian Oil Products Distribution Company“ (NIOPDC), Jalil Salari, der Nachrichtenagentur ILNA bereits Mitte 2012. Dem Bericht zufolge schulden iranische Fluggesellschaften dem Staat insgesamt etwa 300 Millionen Euro für den Kauf von Treibstoff. In Folge dieser Verschuldung setzten die Verantwortlichen der NIOPDC, die zum iranischen Ölministerium gehört, den Airlines Anfang Januar dieses Jahres sogar eine Frist: Nur wenn sie innerhalb von 48 Stunden ihre Schulden beglichen hätten, sollten sie weiterhin Treibstoff bekommen. Mehrere Gesellschaften mussten daraufhin Flüge streichen, landesweit kam es zu chaotischen Zuständen an Flughäfen. Parlamentarier forderten die Aufhebung des Ultimatums. Die NIOPDC nahm die Frist zurück und verkaufte den verschuldeten Fluggesellschaften „vorübergehend“ weiterhin Kerosin.
Niederlande und Österreich stellen Iran-Flüge ein
Ab April dieses Jahres wird auch die niederländische Fluggesellschaft  KLM ihre Flüge nach Teheran einstellen
Ab April dieses Jahres wird auch die niederländische Fluggesellschaft KLM ihre Flüge nach Teheran einstellen

Auch internationale Fluggesellschaften schränken ihre Flüge in den Iran ein. Die österreichische Fluggesellschaft „Austrian Airlines“, die zur „Passage Airline Gruppe“ der Lufthansa gehört, flog am 13. Januar zum letzten Mal nach Teheran und stoppte dann ihre Flüge in den Iran auf unabsehbare Zeit. „Austria Airline“ hatte bereits im Sommer 2012 ihre Iranflüge für zwei Monate gestoppt. Die Airline reagierte damit auf die Entscheidung des US-Kongresses, den Verkauf von Treibstoff an den Iran mit Strafmaßnahmen zu belegen. Das führte zu Unsicherheit, ob ausländische Airlines im Iran weiterhin den notwendigen Treibstoff für ihre Maschinen bekommen würden. Die Vermutung machte damals die Runde, der Iran könne die Entscheidung des US-Kongresses an ausländischen Fluggesellschaften rächen.Ab April dieses Jahres wird auch die niederländische Fluggesellschaft „Royal Dutch Airlines“ (KLM) nicht mehr von Amsterdam nach Teheran fliegen. Das kündigte KLM am 12. Januar an. Die Iranflüge seien nicht mehr rentabel, heißt es aus dem Unternehmen. Bislang können KLM-Passagiere die Strecke noch viermal pro Woche fliegen. Bis zum April wird die Häufigkeit reduziert.