Unruhen nach Erhöhung der Benzinpreise

In mehreren Städten im Iran sind die Menschen gegen die Rationierung und Preiserhöhung von Benzin auf die Straße gegangen. In der Stadt Sirjan kam ein Mann ums Leben. Es gab mehrere Verletzte.
Nach Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA kam es in der Nacht zum Samstag in mehreren iranischen Städten zu Protesten gegen die Rationierung von Benzin und die Erhöhung der Benzinpreise. Genannt wurden die Städte Ghom, Karaj, Ilam, Khorramabad, Shiraz, Gorgan, Sanandaj, Doroud, Ghazvin, Mehdishahr, Garmsar und Shahroud .
Persischsprachige Medien im Ausland berichten auch von Protesten in Maschhad, Ahvaz, Teheran, Urmia und Isfahan. Vielerorts wurden Straßen blockiert. Die meisten Proteste wurden ohne große Zwischenfälle beendet. In mehreren Städten kam es jedoch zu Auseinandersetzungen mit Polizeikräften. Es gab einen Toten und Dutzende Verletzte.
„Geschossen wie im Krieg“
Die schwersten Zusammenstöße gab es in Sirjan, wo ein Protestierender ums Leben kam. „Es wurde geschossen wie im Krieg“, erklärte Shahla B., eine Teilnehmerin der Proteste in Sirjan, gegenüber dem Iran Journal: „Anfangs sind die Leute in Panik geraten, wir sind gerannt wie wild. Aber dann gingen die Proteste weiter.“ Die Menschen suchten nach Gelegenheiten, ihren Unmut über das Regime zu zeigen, meint sie: „Genau wie in Ahvaz in den letzten Tagen.“
In der südwest-iranischen Stadt Ahvaz war es nach dem plötzlichen Tod des kritischen Dichters und Kulturaktivisten Hassan Heydari zu tagelangen Protesten gekommen, bei denen auch Parolen gegen das Regime gerufen und Fahnen der Islamischen Republik verbrannt wurden.
Protest in der Stadt Mashad:

Todesumstände unklar
Wie der Demonstrant in Sirjan ums Leben kam, ist bisher unklar. Nach Angaben von Demonstrierenden soll er von Sicherheitskräfte getötet worden sein. Der Gouverneur der Stadt äußerte sich vorsichtig: „Die Umstände des Todes sind unklar“, sagte Mohammad Mahmoud-Abadi. Die forensische Medizin der Stadt untersuche den Todesfall: „Wir werden darüber berichten, sobald wir genauere Informationen haben“, so Mahmoud-Abadi.
Ob die Verletzungen einiger Demonstranten Folgen von Gewalt durch Polizei und zivile Sicherheitsbeamte seien, könne man ebenfalls noch nicht sagen, so der Gouverneur. Die meisten hätten Prellungen und Verletzungen „am Rücken und an den Körperseiten“.
Laut Berichten staatlicher Medien sollen die Demonstranten in Sirjan versucht haben, ein Petroleumlager zu stürmen. Die Polizei habe dies verhindert. Der Gouverneur der Stadt bestätigte, dass Sicherheitskräfte geschossen hätten. Ihnen sei jedoch „nur das Abfeuern von Luftschrotflinten“ erlaubt gewesen: „Die Sicherheitskräfte hatten keinen direkten Schießbefehl“, so Mahmoud-Abadi.
Auslöser der landesweiten Proteste waren die Erhöhung der Benzinpreise und die Rationierung des Treibstoffs, die die iranische Regierung am Donnerstag angekündigt hatte. Demnach sind pro PKW künftig 60 Liter Benzin pro Monat zu einem Preis von 15.000 Rial (knapp 12 Cent) pro Liter vorgesehen. Wer mehr verbraucht, bezahlt dafür 30.000 Rial pro Liter. Bisher lag der Preis für einen Liter Benzin bei 10.000 Rial.
Daraus resultierende staatliche Mehreinnahmen sollen als Finanzhilfe an Bedürftige ausgezahlt werden. 60 Millionen Menschen – knapp drei Viertel der iranischen Bevölkerung – sind laut dem Sprecher der iranischen Regierung Ali Rabiee mittlerweile auf staatliche Unterstützung angewiesen.
  FARHAD PAYAR
© Iran Journal

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